KANBrief 3/10

KAN-Positionspapier versetzt EN ISO 8041 in Schwingung

Die Norm EN ISO 8041 legt Anforderungen an Vibrationsmessgeräte fest und beschreibt die Prüfung und Kalibrierung dieser Geräte. Die Norm wird in der Praxis benötigt, allerdings kann sie in ihrer jetzigen Form nicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand angewendet werden.

Aus diesem Grund hat die KAN ein Positionspapier mit konkreten Verbesserungsvorschlägen erstellt, die in die Überarbeitung der Norm eingebracht werden sollen. In der EN ISO 8041 „Schwingungseinwirkung auf den Menschen – Messeinrichtung“ werden Leistungsmerkmale und Fehlergrenzen von Messeinrichtungen zur Ermittlung der Schwingungseinwirkung auf den Menschen spezifiziert. Die Norm enthält ferner Vorgaben für ein abgestuftes System von rückführbaren Kalibrierungen sowie für Prüfungen, die von der Baumusterprüfung, einer periodischen Nachprüfung bis hin zu der Prüfung am Einsatzort reichen.

Die EN ISO 8041 spielt eine wichtige Rolle bei der Messung der Vibrationseinwirkung an Arbeitsplätzen. So fordern beziehungsweise empfehlen die in der EG-Vibrationsrichtlinie 2002/44/EG vorgegebenen Messnormen EN ISO 5349-2 und ISO 2631-1 ein Messgerät nach der EN ISO 8041. Außerdem nehmen zahlreiche Prüfnormen zur Ermittlung der Vibrationsemissionen auf sie Bezug.

Die aktuelle Version der EN ISO 8041 weist jedoch in einigen Punkten Nachbesserungsbedarf auf und ist nach Ansicht der Anwender für die Praxis nicht uneingeschränkt geeignet. Bereits in der Vergangenheit hatte Deutschland daher angeregt, die Norm zu überarbeiten. Das CEN/TC 231 „Mechanische Schwingungen und Stöße“ teilt die von Deutschland vorgetragenen Bedenken und forderte die ISO ebenfalls auf, die Norm praxisbezogen zu überarbeiten.

Ergebnisse des KAN-Expertengesprächs

In Deutschland haben sich Experten aller interessierten Kreise unter der Federführung der Kommission Arbeitsschutz und Normung zusammengesetzt, um die Probleme bei der Anwendung der EN ISO 8041 zu erörtern. Aus dem Gespräch ging nochmals deutlich hervor, dass die Norm für die einheitliche Prüfung und Kalibrierung von Schwingungsmessgeräten gebraucht wird. Sie enthält jedoch zum Teil Anforderungen, die nach Auffassung der Anwender in der Praxis nicht sinnvoll oder nur mit erheblichem Aufwand umsetzbar sind. Verbesserungsbedarf besteht vor allem in folgenden Punkten:

• Die bei der Prüfung am Einsatzort verlangten Kalibriereinrichtungen für tieffrequente Ganzkörperschwingungen sind zurzeit auf dem Markt nicht erhältlich. Eine Herstellung ist zwar generell möglich, wäre aber aufgrund der geringen Stückzahl sehr teuer.

• Die Norm fordert eine periodische Nachprüfung, mit der sichergestellt werden soll, dass die Messeinrichtung die geforderten Spezifikationen weiterhin einhält. Diese Nachprüfung ist (gerade für mehrkanalige Geräte) sehr umfangreich, äußerst zeitaufwändig und damit für die Betreiber der Messeinrichtung sehr teuer. • Die Vor-Ort-Prüfung durch den Betreiber (1-Punkt-Kalibrierung und Funktionsprüfung) ist für Ganzkörperschwingungen nicht praktikabel, da es insbesondere für die Messscheibe keinen einfachen Kalibrator für 16 Hz gibt.

• In der jetzigen Fassung der Norm fehlen Festlegungen zu Dosimetern. Da auf dem Markt mittlerweile insbesondere für Ganzkörperschwingungen eine Vielzahl von Dosimetern angeboten wird, benötigt der Anwender Vorgaben für die Auswahl eines geeigneten Gerätes. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Risiko der Schwingungseinwirkung unterbewertet wird.

KAN-Positionspapier als Grundlage für weiteres Vorgehen

Als Ergebnis des Expertengespräches wurde ein Postitionspapier (pdf, nicht barrierefrei) erstellt, das die Probleme mit der Norm und konkrete Verbesserungsvorschläge aufführt. Auf dieser Grundlage sollen die Kritikpunkte in die angestrebte Überarbeitung eingebracht werden. Um den Anwendern bis zur Neufassung der Norm eine Übergangslösung zur einheitlichen und sachgerechten Anwendung der EN ISO 8041 an die Hand zu geben, wird in dem Positionspapier außerdem ein reduziertes und praxisgerechtes Verfahren zur Nachprüfung von Schwingungsmesseinrichtungen vorgeschlagen. Das KAN-Positionspapier soll auch als Motivation und Grundlage für weitergehende Praxishilfen für die Anwender der Norm dienen. Das DIN setzt sich bei ISO dafür ein, dass die inhaltlichen Verbesserungsvorschläge in die Norm einfließen.

Bettina Palka