In den letzten Jahren hielten diverse Managementsysteme in die deutsche und internationale Wirtschaft Einzug. Systeme wurden genormt und waren somit zertifizierbar. Bekannt sind die Normreihen ISO 9000 für Qualitätssicherung und ISO 14000 für den betrieblichen Umweltschutz. Darüber hinaus dringt die Standardisierung neuerdings in Bereiche vor, wie die „Gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen“ (ISO 26000), die eigentlich nicht in die klassische Systemnormung hineinpassen. Diese nicht zur Zertifizierung vorgesehene internationale Norm soll zwar nicht zu den Managementsystemnormen gezählt werden, lehnt sich aber trotzdem an diese an. Außerdem gibt es Bestrebungen unter anderem Themengebiete wie „Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten in Normen“ sowie „Gesundheitsmanagement“ in Normen oder anderen Standardisierungsprodukten zu verankern. Dies weckt die Befürchtung, dass demnächst eine neue Zertifizierungswelle auf die Unternehmen zu kommt, wie es schon bei der Einführung der ISO 9000 der Fall war. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwarten, dass erneut Bestrebungen sichtbar werden auch die Normung von „Arbeitsschutzmanagmentsystemen“ voranzutreiben.
Nicht nur für den betrieblichen Arbeitsschutzpraktiker macht es durchaus Sinn, den Arbeits- und Gesundheitsschutz in möglichst allen unternehmerischen Tätigkeiten zu integrieren. Gemäß dem Gemeinsamen deutschen Standpunkt (GDS) fordern die maßgeblich am Arbeits- und Gesundheitsschutz beteiligten Kreise jedoch unter anderem die Freiwilligkeit der Anwendung (das heißt kein Zertifizierungszwang) und den Spielraum für die individuelle betriebliche Situation, abhängig von der Unternehmensgröße, dem Gefährdungspotential usw..
Es empfiehlt sich hierbei, den Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht losgelöst von anderen unternehmerischen Aktivitäten, sondern in einem ganzheitlichen, integrierten Ansatz unter Ausnutzung der Systemüberschneidungen zu realisieren, zum Beispiel bei der Festlegung der Unternehmenspolitik, Ausbildung/Training der Mitarbeiter, Dokumentation und Auditierung.
Einige Vorreiter der Entwicklung der Normreihe ISO 9000 waren Großunternehmen, die mit der Einführung dieser Systeme unter anderem interne Abläufe optimieren wollten, aber auch zum Beispiel auf eine gewisse positive Öffentlichkeitswirkung hofften. In zunehmendem Maße wurden diese Systeme, nicht zuletzt über die Geschäftsbeziehungen zur Großindustrie, in mittleren und auch kleinen Unternehmen eingeführt. Die Ausgangsüberlegung hierbei ist, dass Qualität am Endprodukt nur gewährleistet werden kann, wenn Anstrengungen in jeder Produktphase unternommen werden, das heißt auch bei Zulieferern und Dienstleistern. Obwohl als freiwillig anzuwendendes Instrument konzipiert, sehen sich doch viele Unternehmen einem gewissen Zwang zur Einführung von ISO 9000/14000 ausgesetzt, weil es zum Wettbewerbsnachteil werden kann, die Systeme nicht einzuführen.