KANBrief 1/12

Normung: ein wichtiges Instrument der Prävention

Wenn durch die Normung bereits bei der Konstruktion von Arbeitsmitteln auf Sicherheit und Ergonomie geachtet wird, lassen sich viele Risiken frühzeitig abwenden. Dies erspart nicht nur hohe volks- und betriebswirtschaftliche Kosten, sondern auch menschliches Leid. Die Mitarbeit von Vertretern der Unfallversicherungsträger in der Normung ist daher ein wichtiges Instrument der Prävention.

Die inhaltlich-fachliche Vertretung der gesetzlichen Unfallversicherung in der Normung wird, wie im DGUV-Grundsatz 401 festgelegt, von den Fachbereichen und Sachgebieten wahrgenommen, die aus der Neuordnung der früheren Fachausschüsse und Fachgruppen entstanden sind (DGUV-Publikation). Die neu geschaffenen 15 Fachbereiche setzen sich aus Vertretern verschiedener Unfallversicherungsträger (UVT), der Sozialpartner, des Staates und weiterer Kreise zusammen. Ihre Aufgabe ist die strategisch fachpolitische und koordinierende Arbeit. Sie werden jeweils von einer Geschäftsstelle unterstützt und decken das gesamte Spektrum der Branchen, Betriebe, Verwaltungen und Bildungseinrichtungen ab. Den Fachbereichen untergeordnet sind rund 100 Sachgebiete, die für die Facharbeit in der Prävention zuständig sind und sich vor allem aus Aufsichtspersonen und sonstigen Präventionsfachleuten zusammensetzen. Ihre Aufgabe besteht in der Beobachtung und Auswertung von Entwicklungen im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, der Zusammenführung von Fachwissen zu einer gemeinsamen Fachmeinung, der Erarbeitung von Präventionsmaßnahmen und Entwürfen für das Vorschriften und Regelwerk der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), der Beantwortung von Anfragen sowie der Interessenvertretung in staatlichen Ausschüssen und Normungsgremien.

Die Vertretung der UVT in Normen- und Lenkungsausschüssen des Deutschen Instituts für Normung sowie in deutschen Delegationen europäischer und internationaler Normungsprojekte ist zwischen der DGUV und dem DIN vertraglich vereinbart. Im Jahr 2010 haben fast 500 Experten der UVT in mehr als 1300 Gremien aktiv an der Erarbeitung sicherheitsrelevanter Normen mitgewirkt – 110 davon in leitender Funktion auf europäischer oder internationaler Ebene.

Die Experten der Unfallversicherungsträger verfügen aus ihrer Aufsichtstätigkeit und der Beratung der Mitgliedsunternehmen über umfangreiche Praxis-Erfahrung. In der Normung setzen sie dieses Wissen für die Belange der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes sowie die Beachtung nationaler Besonderheiten wirkungsvoll ein. Zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter bietet die DGUV Seminare zur Normungsarbeit und Fachveranstaltungen zum Erfahrungsaustausch – gerade auch mit Kollegen, die in staatlichen Arbeitsschutzgremien (Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS), Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS), Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed), Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), Ausschuss für Arbeitsstätten (ASTA)) tätig sind – an.

Neue Normungsthemen und -produkte 

Vor dem Hintergrund, dass sich die Normung vermehrt Themen wie z. B. sozialen Dienstleistungen oder dem Gesundheitsmanagement widmet, ist es wichtig, die Entwicklungen ständig zu beobachten und Tendenzen frühzeitig zu erkennen. Da die Politik die Normung auch als strategisches Instrument nutzt, ist auch darauf zu achten, dass die Normung nicht in Bereiche vordringt, die der staatlichen Regelsetzung oder DGUV-Vorschriften und -Regeln vorbehalten sind. 

Normen genießen aufgrund eines breiten Konsenses aller interessierten Kreise als „anerkannte Regeln der Technik“ eine große gesellschaftliche Akzeptanz. Dagegen erscheinen die von den Normungsinstituten als „ergänzende Produkte zur Normung“ eingeführten Spezifikationen aufgrund ihrer abweichenden Entstehungsweise nicht geeignet, Sicherheitsaspekte zu regeln. Sie werden meist in verkürzten Verfahren ohne Beteiligung des Arbeitsschutzes erstellt. Da Konsens nicht zwingend erforderlich ist, besteht die Gefahr, dass Einzelinteressen über diese Dokumente Eingang in die Normung finden. 

Bei der Erarbeitung von Stellungnahmen und bei der Vernetzung mit Experten anderer Länder zur gemeinsamen Vertretung von Arbeitsschutzpositionen arbeiten die Unfallversicherungsträger und die KAN in vielen Fällen eng zusammen. Ebenso werden Veränderungen in der europäischen Normungspolitik von der DGUV in enger Abstimmung mit der KAN kritisch begleitet.

Siegfried Turowski

siegfried.turowski@dguv.de