KANBrief 1/10
Ende 2009 ist von deutscher Seite ein Normvorschlag zur Überarbeitung der EN ISO 4254-1 „Landmaschinen – Sicherheit – Teil 1: Allgemeine Anforderungen“ bei ISO eingereicht worden: Auftakt für eine Serie von Revisionen der Landmaschinennormen, die durch den KAN-Bericht 41 „Sicherheit von Landmaschinen“ ausgelöst wurde, und die nun sukzessive umgesetzt werden sollen. Die Bemühungen der Arbeitsschutzseite haben sich gelohnt.
An den Beratungen des Beirats und der Technischen Ausschüsse der Normengruppe Landtechnik (NLA), die 2008/2009 stattfanden, beteiligten sich jeweils acht bis zehn Arbeitsschutzexperten. Sie stimmten sich vor den Sitzungen der Ausschüsse ab, um eine geschlossene Arbeitsschutzposition einbringen zu können. Dem aktiven Einsatz der Arbeitsschutzvertreter der Behörden, Berufsgenossenschaften und Sozialpartner ist es vor allem zu verdanken, dass nun konkrete Vorschläge zur Überarbeitung der landtechnischen Normen vorliegen.
Stand der Beratungen auf nationaler Ebene
Zum größten Teil der Diskussionspunkte wurde Konsens in den Gremien der NLA erzielt; dies betrifft auch übergeordnete Themen, die lange Zeit strittig waren, zum Beispiel den Schutz gegen beabsichtigtes/ unbeabsichtigtes Berühren, den Schutz vor Kraftübertragungsteilen und den Nachlauf von Teilen/Werkzeugen. Zu zwei Themen, die im eigentlichen Überprüfungsprozess nicht geklärt werden konnten, wurden Lösungswege aufgezeichnet:
• Sicht
Eine Projektgruppe erarbeitete ein Dokument zur Beurteilung und Prüfung der Sichtbereiche selbstfahrender Maschinen. Dieses wird als Normvorschlag bei ISO eingereicht. Aus Arbeitsschutzsicht steht nun noch ein vergleichbares Dokument für gezogene und angehängte Maschinen aus – ein weitaus schwierigeres Unterfangen, da es hier um die Kombination mit dem Traktor geht.
• Betätigungskräfte
Eine erste Einschätzung der TU Darmstadt ergab, dass die in den Landmaschinennormen enthaltenen Betätigungskräfte zu hoch sind. Ein Untersuchungsprogramm soll Klärung bringen.
Für das Thema „Not-Halt an Landmaschinen“ konnte bisher keine Lösung gefunden werden. Es befindet sich weiterhin in der Diskussion zwischen Herstellern, Anwendern und Arbeitsschutzseite.
Was tut sich auf europäischer/internationaler Ebene?
ADCO Task Force „Agricultural machinery”
Ende 2009 gründete ADCO, eine Gruppe von Vertretern der europäischen Marktaufsichtsbehörden, eine Task Force, die die Normung der Landmaschinen auf europäischer/internationaler Ebene unterstützen und dabei auf die Grundsätze und Vorschläge des Krakauer Memorandums achten soll. An der ersten Sitzung nahmen 13 Vertreter aus sieben Ländern (D, F, FIN, I, IRl, NL, UK) sowie Vertreter des ETUI und der KAN teil.
ETUI-Agri-Projekt
Angeregt durch die KAN-Studie hat das Europäische Gewerkschaftsinstitut ETUI ein Projekt mit dem Ziel durchgeführt, am Beispiel „Mähdrescher“ Erfahrungen und Erwartungen der Anwender abzufragen. Erkenntnisse aus dieser Befragung sollen in die Mähdreschernorm einfließen. Am Projekt beteiligten sich Dänemark, Deutschland, Italien, Schweden und das Vereinigte Königreich.
EUROSHNET
Das Netzwerk europäischer Arbeitsschutzexperten bietet unter www.euroshnet.eu im Forum „Machinery“ ein Unterforum „Agricultural machinery“ an, in dem die aktuellen Entwicklungen auf Normungsebene diskutiert werden. Hier können die Experten eine gemeinsame Position abstimmen, um sie anschließend in die Normungsarbeit einzubringen.
Ausblick
Die Beratungen auf nationaler Ebene waren ein erster wichtiger Zwischenschritt. Einige übergreifende Themen (Sicht, Not-Halt, Betätigungskräfte) sind auch national noch nicht abschließend diskutiert. Weitere zunächst nationale Diskussionen stehen an, wenn es um die Formulierung der produktbezogenen Normen geht. Von entscheidender Bedeutung für die zukünftige Normungsarbeit ist die europäische/internationale Ebene. Weitere Anstrengungen müssen unternommen werden, um das auf nationaler Ebene Erreichte auch dort erfolgreich umzusetzen.
Rita Schlüter