KANBrief 4/24
Das INAIL ist ein zentraler Akteur des Arbeitsschutzes in Italien. Durch Sensibilisierungsmaßnahmen, technische Unterstützung, wirtschaftliche Anreize und die Überwachung von Risiken hat es ein Präventionssystem geschaffen, das von Institutionen über Unternehmen bis hin zu den Beschäftigten alle Beteiligten aktiv einbezieht.
Das italienische Arbeitsschutzinstitut INAIL wurde ursprünglich als reine Versicherung gegründet. Die nicht gewinnorientierte Einrichtung hat jedoch im Laufe der Jahrzehnte ihren Aufgabenbereich deutlich erweitert und leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Es bietet Informationen, Schulungen, Unterstützung und Beratung zum Thema Arbeitsschutz an, insbesondere für Kleinst-, Klein- und mittlere Unternehmen. Diese Aufgaben übernehmen verschiedene Fachkräfte, unter anderem aus den Bereichen Ingenieurwesen, Chemie, Biologie und Geologie. Sie prägen mit ihrem Fachwissen und ihren Fähigkeiten wesentlich die Präventionsarbeit des Instituts.
Das wohl wirksamste Instrument des INAIL zur Unterstützung von Unternehmen ist das Förderprojekt ISI (italienisch), in dessen Rahmen jedes Jahr mehrere hundert Millionen Euro für Projekte zur Verbesserung des Arbeitsschutzes zur Verfügung gestellt werden. Über ISI gewährt das INAIL beispielsweise Zuschüsse für die Anschaffung von sichereren Maschinen, die Verringerung von Risiken bei besonders gefährlichen Arbeiten, die Entsorgung asbesthaltiger Materialien sowie die Einführung von Arbeitsschutzmanagementsystemen und Organisations- und Managementmodellen (MOG). INAIL erstattet den Unternehmen 65 Prozent ihrer Ausgaben. Im Jahr 2023 wurde die Rekordsumme von 508 Millionen Euro ausgezahlt. Zudem gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten für Ausbildungs- und Informationsprogramme.
Als weiteres Förderinstrument wird besonders sicheren Unternehmen ein Teil des Versicherungsbeitrags erlassen. Die gewährte Ermäßigung reicht von 28 Prozent für die kleinsten bis zu 5 Prozent für die größten Unternehmen. Über ein Bonus-/Malus-System können Unternehmen je nach Entwicklung des Unfallgeschehens weitere erhebliche Ermäßigungen erhalten, insgesamt bis zu 49 Prozent.
Ein wesentlicher Pfeiler der Präventionsarbeit des INAIL besteht darin, durch Informationskampagnen, Schulungen und Fachpublikationen die Sicherheit am Arbeitsplatz zu fördern. Die vom INAIL konzipierten Schulungen richten sich unter anderem an Führungskräfte, Berater und Arbeitnehmervertreter und beruhen auf dem Konzept des lebenslangen Lernens. Das Institut arbeitet außerdem mit Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen zusammen, um Wissen über spezifische berufsbedingte Risiken und Maßnahmen zu deren Minderung zu vermitteln.
In Zusammenarbeit mit Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften bietet das INAIL insbesondere für mittlere, kleine und Kleinstunternehmen technische und fachliche Unterstützung, Beratung zu betrieblichen Abläufen und Anregungen für technische Innovationen im Bereich des Arbeitsschutzes. Zudem unterstützt das Institut Unternehmen, indem es bewährte Praktiken und Leitlinien fördert und validiert und branchenspezifische Leitlinien für die Einführung von Arbeitsschutzmanagementsystemen und den dazugehörigen Organisations- und Managementmodellen erarbeitet.
Besonders zu erwähnen sind fachspezifische Arbeitshilfen sowie Apps zur Bewertung und Minderung von Risiken, wie z. B. das Instrument VPS, mit dem Unternehmen die Qualität von Arbeitsschutzmaßnahmen selbst bewerten können, oder ein kostenfrei auf der INAIL-Website verfügbares Programm, das berechnet, was die Nicht-Sicherheit kostet (CO&SI, italienisch).
Zahlreiche weitere Aktivitäten des INAIL tragen zur Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten bei. Mit wissenschaftlicher Forschung fördert es die Einführung innovativer Sicherheitstechnologien in den Unternehmen: Studien und Forschungsarbeiten beleuchten neue Risiken in der Arbeitswelt, zum Beispiel im Zusammenhang mit neuen Technologien, gefährlichen Chemikalien, neu auftretenden Berufskrankheiten oder veränderten Arbeitsumgebungen.
Erwähnenswert ist auch die Betreuung und informationstechnische Verwaltung des Nationalen Informationssystems für die Prävention (SINP, italienisch). Es vereint zahlreiche Institutionen und Personen, die mit der Prävention und Überwachung befasst sind und soll nützliche Daten zur Planung, Umsetzung und Bewertung der Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen liefern.
INAIL ist auch international aktiv: Es fungiert als nationaler Focal Point der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) und pflegt Verbindungen zur Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS). Über 130 Fachleute von INAIL arbeiten in über 250 nationalen und internationalen Normungsgremien mit und machen das Institut damit zu einem der wichtigsten Mitglieder der nationalen Normungsorganisation UNI. Zudem ist INAIL Fördermitglied der italienischen Akkreditierungsstelle Accredia.
Antonio Terracina
Zentraler Koordinator für technische Beratung zu Sicherheit und Gesundheitsschutz, INAIL