KANBrief 4/24
Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens hat die KAN am 13. November zum Fachsymposium „Arbeitsschutz und Normung zwischen globaler Harmonisierung und nationalen Interessen“ nach Berlin geladen. In zwei Impulsvorträgen sowie anschließenden Podiumsdiskussionen standen insbesondere die geopolitischen Herausforderungen für Arbeitsschutz und Normung im Fokus.
Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), begrüßt als Gastgeber die rund 120 Gäste am Berliner DGUV-Standort. Dabei unterstreicht er, dass die KAN für die DGUV von besonderem Wert ist: Einerseits, weil sie den Überblick wahrt bei all den Normen, die den Arbeitsschutz betreffen. Und andererseits, weil sie die Interessen des Arbeitsschutzes in Normungsvorhaben und Normungspolitik einbringt.
Insbesondere auf dem internationalen politischen Parkett hat die Normung in den vergangenen Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erfahren. Einzelne Staaten sehen in der Normung ein strategisches Instrument politischen und wirtschaftlichen Handelns und greifen dementsprechend lenkend in das Normungsgeschehen ein, um ihre nationalen und volkswirtschaftlichen Interessen zu verwirklichen. Welche Herausforderungen insbesondere die geopolitischen Entwicklungen für die Normung mit sich bringen, erläutert Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Instituts für Normung (DIN), in seinem Impulsvortrag, mit dem er den ersten Veranstaltungsteil einleitet.
Beim anschließenden Panel diskutiert Christoph Winterhalter mit Gisela Eickhoff (Harting Stiftung & Co. KG), Thomas Fischer (Deutscher Gewerkschaftsbund – DGB), Oliver Schollmeyer (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände – BDA) sowie Dr. Thomas Zielke (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – BMWK). Weitgehend Einigkeit herrscht über die immer noch zentrale Rolle Deutschlands in der Normung auf ISO-Ebene. Deutschland sei gut aufgestellt in der internationalen Normung, sagt Thomas Zielke. „Wir stellen 15 bis 18 Prozent der Experten in diesen Gremien.“ Gewerkschaftsvertreter Thomas Fischer ordnet aber ein: Gerade bei den gesellschaftlichen Interessengruppen und den Gewerkschaften fehlten in Anbetracht der Intransparenz und mangelhaften Zugänglichkeit der Normung die Ressourcen für eine umfassende Beteiligung, vor allem wenn der Schauplatz jetzt zunehmend auch noch internationalisiert werden sollte.
Die Auswirkungen der zunehmenden Internationalisierung der Normung und die möglichen Risiken für den Arbeitsschutz stehen im Mittelpunkt des zweiten Veranstaltungsteils. In seinem Impulsvortrag wirbt Peer-Oliver Villwock (Bundesministerium für Arbeit und Soziales – BMAS), Vorsitzender der KAN, für die weitere europäische und internationale Vernetzung der KAN. In der folgenden Podiumsdiskussion mit Séverine Brunet (Institut national de recherche et de sécurité (INRS), Frankreich), Marcus Hussing (DGUV), Dr. Sebastian Schneider (Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), alternierender KAN-Vorsitzender) sowie Kai Schweppe (Unternehmer Baden-Württemberg (UBW), alternierender KAN-Vorsitzender) bekräftigt Peer-Oliver Villwock: „Viele Länder beneiden Deutschland darum, dass wir in der KAN alle relevanten Interessen abbilden”. Die Teilnehmenden der Diskussionsrunde sind sich einig, dass der Arbeitsschutz in und gegenüber der Normung in Deutschland mit der KAN und den Grundsätzen zur Normung im Arbeitsschutz gut aufgestellt ist. Das erfordert aber eine kontinuierliche strategische Weiterentwicklung der Aktivitäten, um die Interessen des Arbeitsschutzes auch künftig in der nationalen und internationalen Normung erfolgreich zu vertreten.
Tim Sausen
sausen@kan.de
Sonja Miesner
miesner@kan.de