KANBrief 1/25

Drei Fragen an… Professor Dr. Rolf Ellegast, neuer Direktor des Instituts für Arbeitsschutz der DGUV

Seit dem 1. November 2024 leitet Professor Dr. Rolf Ellegast das Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in Sankt Augustin. Im Interview gibt er Einblicke in aktuelle Schwerpunkte, Entwicklungen und die Auswirkungen der Forschungsarbeit des Instituts.

Welche Arbeitsschwerpunkte und welche neuen Themen beschäftigen das IFA aktuell?

Das IFA mit seinen rund 270 Beschäftigten besitzt eine ausgewiesene Expertise in den naturwissenschaftlich-technischen Aspekten des Arbeitsschutzes und in der angewandten Arbeitswissenschaft. Unsere Arbeit führt zu konkreten Verbesserungen an Arbeitsplätzen und Arbeitsmitteln und unterstützt die Unfallversicherungsträger und deren Mitgliedsbetriebe in ihrer täglichen Arbeitsschutzpraxis.

Durch den Wandel in der Arbeitswelt entstehen ständig neue Herausforderungen. Ein aktuelles Thema ist die fortschreitende Digitalisierung, insbesondere die Integration Künstlicher Intelligenz in Arbeitssysteme. Das IFA ist mit seinem abteilungsübergreifenden Kompetenzzentrum KI in mehrere Projekte zu diesem Thema eingebunden. Dabei interessiert uns natürlich, wie Arbeitssysteme gestaltet und eingesetzt werden, damit die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten nicht leiden. Aber wir stellen auch immer die Frage, wie Arbeitsschutz KI nutzen kann, um die Sicherheit und Gesundheit zu schützen oder zu verbessern.

Auch der Klimawandel stellt den Arbeitsschutz vor neue Anforderungen. In einem Präventionsprojekt analysieren wir beispielsweise die Arbeitsbedingungen von Fahrradkurieren und untersuchen Belastungsfaktoren wie Ganzkörper- und Hand-Arm-Vi­brationen, UV-Strahlung sowie Hitzebelastung. In diesem Rahmen prüfen wir außerdem den praktischen Nutzen von Kühlwesten an besonders heißen Tagen.

Woher kommen die Themen, mit denen sich das IFA beschäftigt? Hat sich die Arbeit im Laufe der Jahre verändert?

Viele unserer Forschungsthemen entstehen durch Anfragen von Unfallversicherungsträgern und Unternehmen aus der Praxis. Zudem sind zahlreiche unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in staatlichen und wissenschaftlichen Gremien aktiv, in denen aktuelle Entwicklungen im Arbeitsschutz diskutiert werden.

Durch unser Risikoobservatorium identifizieren wir außerdem selbst relevante Zukunftsthemen. Ein Beispiel dafür ist das Feld der Industrial Security, in dem wir innerhalb kurzer Zeit umfassende Expertise aufgebaut haben. Denn mit der Zunahme vernetzter Produktionssysteme steigt auch deren Verwundbarkeit. Angriffe auf Industriesteuerungen nehmen zu und können die Sicherheit der Beschäftigten gefährden. Mit unserer Arbeit im IFA tragen wir zum Schutz vor solchen Angriffen bei, indem wir zum Beispiel Prüfgrundsätze für Industrial Security aufstellen.

Generell hat sich unsere Arbeit in den letzten Jahren stark gewandelt. Das IFA ist heute internationaler ausgerichtet und intensiver mit der Fachwelt vernetzt – sowohl innerhalb wissenschaftlicher Gesellschaften als auch in Normungsgremien.

Was passiert mit den Ergebnissen Ihrer Forschungsarbeit?

Unser Ziel ist es, Forschungsergebnisse sowohl in der Praxis als auch in der wissenschaftlichen Fachwelt nutzbar zu machen. Dass dies gut gelingt, spiegelt sich in der breiten Resonanz auf unsere Veröffentlichungen und Vorträge wider.

Besonders stolz sind wir auf Projekte, die nachhaltig dazu beitragen, Erkrankungen und Unfälle am Arbeitsplatz zu reduzieren. Ein Beispiel ist die Senkung der Formaldehyd-Exposition in Pathologien und Anatomien. Ein weiteres ist die sichere Gestaltung von Therapieliegen, um tödliche Unfälle zu verhindern – ein Projekt, das wir gemeinsam mit der Kommission Arbeitsschutz und Normung realisiert haben.

Darüber hinaus bringen wir unsere Erkenntnisse aktiv in Normungsprozesse ein. 2024 waren rund 50 Expertinnen und Experten des IFA in insgesamt 109 nationalen und internationalen Normungsgremien tätig, um den Arbeitsschutz weiter zu stärken.

Wer mehr über das Institut für Arbeitsschutz erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, am Tag der offenen Tür am 25. Mai 2025 einen Blick in die viel­fältigen Labore und Werkstätten zu werfen.

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Mehr zum IFA hören Sie außer­dem in Folge 22 des KAN-Podcasts