KANBrief 2/11

Sicher arbeiten im Büro

Büroarbeit ist in Deutschland die vorherrschende Form der Arbeit. Aktuell arbeiten ca. 17 Millionen Menschen an einem Büroarbeitsplatz – Tendenz steigend. Dem „Faktor Mensch“ kommt dabei ausschlaggebende Bedeutung zu. Wer wettbewerbsfähige Büroarbeitsplätze einrichten will, kann es sich nicht erlauben, den Arbeitsschutz außer Acht zu lassen.

Auch das moderne Büro ist kein belastungsfreier Raum. Neben gesundheitlichen Problemen aufgrund von Bewegungsmangel und einseitigen Belastungen treten insbesondere in offenen Bürolandschaften Beeinträchtigungen durch Lärm, Klima und Lüftung auf. Hinzu kommen bei der mobilen Büroarbeit ergonomische Belastungen in Zusammenhang mit Laptops und Handys.

Dabei wären die meisten Probleme der Ergonomie im Büro eigentlich beherrschbar. Manche Belastungen sind der Mode beziehungsweise dem Design geschuldet, obwohl umfassende arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen vorliegen und moderne Informations- und Kommunikationstechniken eine hohe Gestaltbarkeit des Arbeitsprozesses ermöglichen. Zudem gelten für die Büroarbeit anwenderfreundliche Vorschriften, deren Bekanntheit bei den betrieblichen Akteuren relativ hoch ist.

Das Deutsche Netzwerk Büro (DNB)

Der Schlüssel für eine bessere Qualität der Büroarbeit liegt vor allem in einer engeren Kooperation der Akteure der Arbeitsgestaltung, insbesondere im Hinblick auf KMU. Vor diesem Hintergrund wurde vor zwei Jahren der Verein „Deutsches Netzwerk Büro“ (DNB) gegründet. Er ist aus der Initiative für eine neue Qualität der Arbeit (INQA) hervorgegangen.

Ziel des DNB ist es, die Büroarbeit durch eine gesundheitsorientierte und innovative Gestaltung zu verbessern. Da die Aufgaben, Kompetenzen und Interessen der verschiedenen Akteure untereinander oft nicht näher bekannt sind, kann das DNB dazu beitragen, die komplexen Fragen der Bürogestaltung leichter zu lösen. Berührt werden alle Fragen der Planung und Einrichtung bis hin zur Lösung technischer, organisatorischer, ergonomischer und sozialer Probleme.

Das DNB stützt sich auf die Aktivitäten und Ressourcen seiner inzwischen über 40 Mitglieder, die vorwiegend im Arbeits- und Gesundheitsschutz, in der Bürofachwelt und der Arbeitswissenschaft tätig sind. Die Normung wird zukünftig durch den Normenausschuss Ergonomie im DIN, der eine Mitgliedschaft im DNB anstrebt, vertreten sein. Das DNB ist auf großen Veranstaltungen wie der Orgatec und der A+A aktiv und bereitet für 2012 einen Bürokongress vor.

Mit dem Gemeinschaftsprojekt „Quality Office“ wurde unter Federführung des Herstellerverbandes Büro- und Objektmöbel (bso) eine Initiative ins Leben gerufen, die die Zertifizierung von Produkten und Dienstleistungen im Bereich der Büroarbeit nach einem einheitlichen Konzept zum Ziel hat. Grundlage für die Zertifizierung ist die Leitlinie „Qualitätskriterien für Büro-Arbeitsplätze“ (http://quality-office.org).

Normung

Zahlreiche Normen und technische Regeln existieren bereits zum Thema Büro, beispielsweise für Bildschirme, Tastaturen, Möbel, Beleuchtung und die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung. In einigen dieser Bereiche haben neue Umweltschutzauflagen Auswirkungen auf den Arbeitsschutz und erfordern gegebenenfalls Anpassungen der Normen. So werden in Büros vermehrt schallharte Flächen eingesetzt, die zwar leichter zu entsorgen sind, gleichzeitig jedoch zu einem höheren Lärmpegel führen. Bei der Beleuchtung besteht das Problem, dass die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (Die Verordnung konkretisiert das deutsche Energieeinspargesetz, das die Europäische Richtlinie 2002/91/EG über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden umsetzt.) nicht ohne Weiteres mit der in den Normen geforderten Beleuchtungsstärke für Büroräume vereinbar sind.

Neue Aufgaben ergeben sich auch im Bereich der Softwareergonomie, die sich mit der Dialoggestaltung an der Mensch-Computer- Schnittstelle befasst. Die Normenreihe EN ISO 9241 „Ergonomie der Mensch-System-Interaktion“ wurde unlängst um Themen wie World Wide Web, Flachbildschirme, mobile Geräte (Notebooks und Organizer) erweitert.

Ein völlig neues Thema stellt die Umgebungsintelligenz (Ambient Intelligence) dar. Mit dieser neuen Technik kann der (Büro-)Alltag erleichtert werden, indem Sensoren, Funkmodule und Computerprozessoren eng vernetzt werden, sich von überall bedienen lassen und sich automatisch auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer einstellen. Aus Sicht des Arbeitsschutzes ist es wichtig, dass die Normung von Beginn an mitwächst und die technischen Entwicklungen zeitnah begleitet.

Bruno Zwingmann

zwingmann@basi.de