KANBrief 3/09

Sicherheit in Technik und Chemie: die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Methoden und Entwicklungen für die sichere und umweltverträgliche Verwendung von Materialien, den sicheren Betrieb von technischen Systemen und Prozessen sowie den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen und Gefahrgütern sind in der modernen Arbeitswelt unverzichtbar. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) forscht, prüft und berät auf diesen Gebieten und sorgt dafür, dass die gewonnenen Erkenntnisse in die Normung einfließen.

Die BAM ist im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) angesiedelt und unterstützt als Ressortforschungseinrichtung mit ihren rund 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Bundesregierung durch wissenschaftsbasierte Politikberatung. Wesentliche Zielgruppen der BAM sind neben der öffentlichen Verwaltung Wirtschaftsunternehmen, Normungs- und Regelsetzungsinstitutionen, Forschungseinrichtungen und Verbände der Technik und Chemie.

Die Forschungs- und Entwicklungsthemen der BAM sind eng am Bedarf von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ausgerichtet. Ihre Schwerpunkte liegen in der prä-normativen Forschung, der Weiterentwicklung von Prüf- und Analyseverfahren, der Vervollständigung und Vertiefung sicherheitsrelevanter Erkenntnisse sowie der Aufklärung von Schädigungsmechanismen und der Untersuchung des Materialverhaltens.

Auf die Forschung entfallen rund 60 % der BAM-Tätigkeit. Darüber hinaus erbringt sie wissenschaftliche Dienstleistungen und hat allein im Jahr 2008 rund 6000 Prüfungen, Zertifizierungen und Zulassungen durchgeführt. Dies geschieht zu einem großen Teil im Rahmen der gesetzlichen Aufgaben der BAM. So ist sie beispielsweise zuständig für die Zulassung von pyrotechnischen Erzeugnissen (Feuerwerk) und die Prüfung der Transport- und Lagerbehälter für radioaktive Stoffe.

Der Sachverstand der BAM in vielen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen wird häufig für Schadensanalysen genutzt: Umgestürzte Strommasten, gebrochene Eisenbahnschienen, aber auch Probleme mit künstlichen Hüftgelenken – in der BAM werden die Ursachen untersucht. Ist das Problem gefunden, ist die Arbeit für die BAM trotzdem noch nicht beendet. Forschungsaktivitäten sorgen dafür, dass Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden, damit die Probleme zukünftig nicht mehr auftreten. Durch Mitarbeit in entsprechenden Gremien sorgt die BAM dafür, dass die Erkenntnisse auch in das Normen- und Regelwerk einfließen.

Die BAM in der Normung

Die Mitwirkung in Normungsgremien ist für die BAM von doppeltem Interesse: Zum einen bringt sie ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in das Regelwerk ein und trägt dadurch zur Entwicklung sicherer technischer Verfahren und Produkte bei. Zum anderen nehmen die Mitarbeiter aktuelle Fragestellungen aus der Normung auf und binden sie in neue Forschungsaktivitäten ein.

Die BAM arbeitet in 220 nationalen und rund 200 internationalen Normungsgremien in den unterschiedlichsten fachlichen Bereichen mit. So ist sie wesentlich an der Entwicklung harmonisierter Normen für die Prüfung pyrotechnischer Gegen stände beteiligt, die durch die Europäische Richtlinie 2007/23/EG notwendig wurde. Im Rahmen der Europäischen Richtlinie 94/9/EG (ATEX 95a) ist die BAM in der Normung zum nichtelektrischen Explosionsschutz tätig. In den letzten Jahren wurden im dafür zuständigen Technischen Komitee 305 des CEN mehr als 30 harmonisierte Normen erarbeitet. Bei den IEC-Normen zur Prüfung und Charakterisierung von Lichtwellenleiterkabeln war die BAM nicht nur an der Festlegung von Prüfspezifikationen und Grenzwerten beteiligt, sondern in einigen Bereichen auch für die Prüfverfahrenentwicklung zuständig.

Die BAM im Arbeitsschutz

Eine weitere wichtige Tätigkeit der BAM ist die Forschung und Beratung auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes und der Anlagensicherheit. So ist die BAM im Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), im Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) und in der Kommission für Anlagensicherheit (KAS) vertreten. Durch ihre technischen Möglichkeiten ist die BAM in der Lage, die Arbeit dieser Ausschüsse mit technischen Erkenntnissen, zum Beispiel aus Explosionsversuchen, zu untermauern. Jüngstes Beispiel sind Untersuchungen zur Explosion einer Ethylenoxid-Großsterilisationsanlage, deren Ergebnisse direkt in eine Technische Regel Gefahrstoffe (TRGS) zu Sterilisationsanlagen einfließen.

Dr. Angelika Recknagel
angelika.recknagel@bam.de

Dr. Volkmar Schröder
volkmar.schroeder@bam.de