KANBrief 2/12

Die neue Ergonomie-Grundnorm DIN EN ISO 26800

Ob Fahrkartenautomaten, Haushaltsgeräte oder Computertastaturen – Geräte, die der Mensch benutzt, sollen nicht nur sicher, sondern auch leicht zugänglich und handhabbar sein. Unabhängig von der Einsatzumgebung (Arbeit, Privathaushalt, Freizeit) sind die zugrundeliegenden ergonomischen Grundsätze immer gleich. Die im November 2011 veröffentlichte DIN EN ISO 26800 fasst diese Grundsätze für sämtliche Anwendungen erstmals in einer Norm zusammen.

Die Übersichtsnorm DIN EN ISO 26800 „Ergonomie – Genereller Ansatz, Prinzipien und Konzepte“ wurde erarbeitet, um den in anderen Normen zur Ergonomie behandelten wesentlichen Grundsätzen und Begriffen der Ergonomie einen gemeinsamen Rahmen zu geben. Sie stellt zum einen allgemeingültige Prinzipien vor, die bei der Gestaltung von Produkten von grundlegender Bedeutung sind. Zum anderen werden vier Konzepte erläutert, die zum besseren Verständnis und für die Anwendung dieser Prinzipien herangezogen werden können (siehe Abbildung).

Ziel der Norm ist es, die ergonomische Gestaltung von Systemen und Produkten durch die Einbeziehung der Prinzipien und Konzepte über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen. Dies bedeutet, dass Konstrukteure die Bedürfnisse und Eigenschaften der späteren Nutzer schon ab dem ersten Produktentwurf einbeziehen sollen und die Ergonomie nicht nur bei der normalen Nutzung, sondern auch bei Wartung und Entsorgung mit berücksichtigen müssen.

Darüber hinaus soll die Norm als Grundlage für die Erarbeitung von spezifischeren Einzelnormen dienen. Auf einige bereits vorhandene ISO-Normen zu bestimmten ergonomischen Aspekten wird beispielhaft verwiesen.

Belastungs-Beanspruchungs-Modell jetzt generell verankert

Für die Arbeitswissenschaft und die Verantwortlichen für Arbeitsgestaltung in den Unternehmen ist es wichtig, dass für die Arbeitswelt keine unterschiedlichen oder gar konkurrierenden Konzepte von Seiten der Ergonomie- Normung erarbeitet werden. Im Jahr 2009 ist daher entschieden worden, dass das Belastungs- Beanspruchungs-Modell den zentralen arbeitswissenschaftlichen Grundsatz der Ergonomie- Normung insgesamt darstellt. Dieses Modell bildete die konzeptionelle Basis der im Kern 1975 entwickelten Norm DIN EN ISO 6385 „Grundsätze der Ergonomie für die Gestaltung von Arbeitssystemen“ und wurde nun auch in die DIN EN ISO 26800 übernommen.

Prof. Dr. Sascha Stowasser1
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa)
s.stowasser@ifaa-mail.de

 1 Obmann des Arbeitsausschusses „Grundlagen der Ergonomie“ im Normenausschuss Ergonomie des DIN