KANBrief 3/12

World Café und Workshops bringen Akteure näher zusammen

Die 4. Europäische Konferenz legte einen besonderen Schwerpunkt auf die Interaktion zwischen allen an der Produktsicherheit beteiligten Akteuren. Dies spiegelte sich auch im Programm wider: In einem World Café und zehn Workshops zu verschiedenen Themen waren die Teilnehmer eingeladen, Meinungen und Erfahrungen auszutauschen und neue Wege der Aktion und Interaktion vorzuschlagen, um die Produktsicherheit an Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren zu verbessern.

„Willkommen im EUROSHNET-World-Café!“

Was zunächst aussieht wie eine normale Kaffeepause, entpuppt sich als Treffpunkt, bei dem jeweils vier bis sechs Teilnehmer in zufällig zusammengestellten Gruppen verschiedene Fragen diskutieren können. In entspannter Atmosphäre hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich dem Thema Produktsicherheit aus neuen Blickwinkeln zu nähern und dabei Kontakte außerhalb ihres sonstigen Arbeitsbereichs zu knüpfen.

Die vier Oberthemen lauteten Rückmeldung der Anwender, Zusammenarbeit der interessierten Kreise, Zukunft der Produktsicherheit und Sicherheitsbestimmungen und -vorschriften. Jedem der insgesamt zwanzig Tische, die im Restaurant des Konferenzzentrums aufgebaut waren, war eine bestimmte Frage zugeordnet. Alle fünfzehn Minuten wechselten die Gruppen zum nächsten Tisch und knüpften dort an die Diskussion der vorherigen Gruppe an. Wichtige Gedanken wurden für jeden sichtbar auf der Tischdecke notiert.

Zahlreiche Teilnehmer machten deutlich, dass für die Entwicklung sicherer Produkte die Beteiligung der Anwender entscheidend ist. Dies gilt sowohl für die Gestaltung der Produkte als auch für die Erarbeitung des zugrundeliegenden Vorschriften- und Regelwerks. Bessere Instrumente sind erforderlich, um Rückmeldungen zur praktischen Anwendung der Produkte zu sammeln und anderen Akteuren, insbesondere Herstellern, Normungsgremien und Regelsetzern, verfügbar zu machen.

Betont wurde auch, dass bei Herstellern und anderen interessierten Kreisen ein stärkeres Bewusstsein dafür geschaffen werden muss, welche Vorteile eine stärkere Zusammenarbeit für jeden einzelnen Akteur bietet. Bei der Erarbeitung von Sicherheitsbestimmungen und -vorschriften ist nach Ansicht der Teilnehmer ein einheitliches Verständnis aller Betroffenen entscheidend.

Konferenz à la carte: ein Workshop-Tag

Passend zum Konferenztitel war fast ein ganzer Tag zehn interaktiven Workshops gewidmet. Damit entsprachen die Organisatoren auch dem Wunsch mehrerer in EUROSHNET registrierter Experten, die Konferenz für einen tiefergehenden Austausch zu bestimmten Fachthemen zu nutzen. In jedem Workshop wurde der Moderator von drei weiteren Experten unterstützt, die mit kurzen Eingangsstatements Anregungen für die folgende Diskussion lieferten.

Besonders reges Interesse bestand an den Workshops zu Prüfung und Zertifizierung. Behandelt wurden aktuelle Themen wie bessere Verbraucherinformationen zur Bedeutung der CE-Kennzeichnung, die Marktüberwachung sowie die Akkreditierung von notifizierten Stellen. Die Teilnehmer diskutierten auch über die Einführung eines Europäischen Sicherheitsprüfsiegels.

Mehrere Workshops beschäftigten sich mit der Verknüpfung von Forschung und Normung (Neue Technologien, Innovation, Persönlicher Schutzausrüstung, Risikobewertung) und zogen damit ebenfalls zahlreiche Teilnehmer an. Es wurde angeregt, dass Forschung und Normung ihre Arbeit frühzeitig koordinieren und dabei auch die Erwartungen der Anwender von Beginn an berücksichtigen. Hier gilt es allerdings das Problem zu lösen, dass bei privat finanzierten Forschungsprojekten Forscher und Geldgeber häufig nicht bereit sind, ihre Ergebnisse der Normung und damit auch Mitbewerbern zur Verfügung zu stellen.

Weitere Workshops beschäftigten sich damit, wie die Zusammenarbeit der interessierten Kreise verbessert und die Beteiligung an der Normung trotz wirtschaftlicher, organisatorischer oder kultureller Hürden verbessert werden kann. Vertreter von Normungsorganisationen und Herstellern waren sich einig, dass bessere Kontrollmechanismen nötig sind, um sicherzustellen, dass Sicherheitsaspekte ausschließlich in Normen behandelt werden und nicht in neuen Normungsdokumenten wie CWAs, die auch unter Beteiligung nur weniger Kreise erarbeitet werden können.

In lebhaften Diskussionen tauschten die Teilnehmer ihre Erfahrungen aus und machten Verbesserungsvorschläge für die Zukunft. Zusammenfassende Berichte aus den Workshops wurden im Plenum vorgestellt und sind auf der  Konferenz-Website verfügbar.

 

Jocelyne Jolly                        Sonja Miesner
jocelyne.jolly@inrs.fr        miesner@kan.de