KANBrief 3/12

ADCO Task Force: Kooperation hilft Maschinensicherheitsnormen zu verbessern

Um die wertvollen Erkenntnisse der Marktüberwachung trotz knapper Ressourcen in die Normung einbringen zu können, ist es sinnvoll, Möglichkeiten der Kooperation auszuloten und bestehende Modelle weiterzuentwickeln. Das Europäische Gewerkschaftsinstitut ETUI hat im Februar 2012 in Brüssel ein Treffen von Experten der ADCO-Gruppe Maschinen, von CEN und Arbeitsschutzinstitutionen organisiert, bei dem das Erfolgsmodell ADCO Task Force Landmaschinen vorgestellt wurde.

Die ADCO-Gruppe Maschinen ist eine informelle Gruppe, in der die nationalen Marktüberwachungsbehörden auf EU-Ebene Informationen und Erfahrungen austauschen und sich in Fragen der praktischen Anwendung der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG abstimmen. Um die Zusammenarbeit der nationalen Marktüberwachungsbehörden untereinander, aber auch mit anderen Arbeitsschutzexperten, zu intensivieren und eine gemeinsame europäische Arbeitsschutzposition zu entwickeln, wurde in der ADCO-Gruppe beschlossen, für spezielle Themen gesonderte Arbeitsgruppen (Task Forces) einzurichten. Pilotprojekt ist die ADCO Task Force „Landmaschinen“.

Kooperationsmodell ADCO Task Force

Aufgrund der Empfehlungen des KAN-Berichts 41 „Sicherheit von Landmaschinen“ wurde in Deutschland ein nationaler Prozess gestartet, bei dem in Zusammenarbeit aller interessierten Kreise zu den wesentlichen Normen für Landmaschinen Änderungsvorschläge erarbeitet wurden. Der dabei erzielte Konsens wurde auch mit Hilfe der ADCO Task Force in die europäische und internationale Normung eingebracht. Die Experten der Marktüberwachung aus verschiedenen europäischen Mitgliedstaaten (UK, IT, F, NL, IRL, FIN) wie auch Vertreter des Spitzenverbands der landwirtschaftlichen Sozialversicherung, des ETUI und der KAN haben hier ihre Positionen zur Grundlagennorm für Landmaschinen, EN ISO 4254-1, diskutiert und abgestimmt.

Um die Position der ADCO-Gruppe in die Normung einzubringen, wurde ein Vertreter der Marktüberwachung bestimmt, dessen Tätigkeit vom ETUI finanziell unterstützt wurde. Dieser wurde vom international zuständigen Gremium für die Sicherheit von Landmaschinen ISO TC 23 SC 3 eingeladen. Er nahm nicht als Mitglied einer nationalen Delegation an den Sitzungen teil und konnte daher nicht abstimmen, hatte aber Gelegenheit, die Sicht von ADCO erläutern. Die internationale Normungsorganisation ISO begrüßt es, dass die Marktüberwachung gewillt ist, ihre Position früh bekannt zu machen und sich am Normungsprozess zu beteiligen.

Zusammenarbeit spart Ressourcen

Die Experten der Marktüberwachung können Sicherheitsnormen für Maschinen in verschiedenen Stadien der Erarbeitung beeinflussen: Sie können Normprojekte selbst initiieren oder während der öffentlichen Umfrage Stellungnahmen abgeben. Am besten und erfolgversprechendsten ist aber die dauerhafte Mitarbeit in den Normungsgremien auf nationaler, europäischer und auch internationaler Ebene, idealerweise vom Beginn bis zur Veröffentlichung einer Norm.

Tatsache ist jedoch, dass es der Marktüberwachung aufgrund mangelnder finanzieller und personeller Ressourcen nicht möglich ist, bei allen relevanten Themen in der Normung mitzuarbeiten. Da Landmaschinennormen meist unter dem Wiener Abkommen parallel bei ISO und CEN erarbeitet werden, erfordert die Mitarbeit häufige Reisen zu Sitzungsorten außerhalb Europas. Daher muss man Prioritäten festlegen und Möglichkeiten zur Kooperation stärker nutzen.

Wie das Beispiel der Landmaschinen gezeigt hat, bietet das Modell der ADCO Task Force die Chance, Arbeit und Ressourcen zwischen den Beteiligten aufzuteilen und sich mit verhältnismäßig geringerem Einsatz in der Normung Gehör zu verschaffen. Nachdem gemeinsame Prioritäten festgestellt und eine Expertengruppe gefunden ist, können während weniger Treffen die aus Arbeitsschutzsicht relevanten Punkte diskutiert werden. Zusätzlich kann man neue Kommunikationstechniken nutzen, um den Arbeitsprozess zu erleichtern und den Aufwand gering zu halten.

Wichtig ist, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und das Modell ADCO Task Force in Zukunft weiter auszubauen – auch vor dem Hintergrund der kurz vor der Verabschiedung stehenden neuen Normungsverordnung der Europäischen Kommission, die die Einbindung der Marktüberwachung in den Normungsprozess explizit fordert.

Stefano Boy - ETUI              Katharina von Rymon Lipinski
sboy@etui.org                vonrymonlipinski@kan.de