KANBrief 3/25
Das Koordinierungsbüro Normungsarbeit der Umweltverbände (KNU) setzt sich im Normungsprozess für den Schutz von Natur, Umwelt und Gesundheit ein. Marion Hasper, seit 2009 Leiterin der KNU-Geschäftsstelle in Berlin, spricht über aktuelle Themen und Herausforderungen in ihrer Arbeit.
Vor 30 Jahren haben die drei renommierten Verbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Deutscher Naturschutzring (DNR) und Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) festgestellt, dass es nicht ausreicht, sich ausschließlich politisch zu engagieren. Im Zuge des New Approach wurde es wichtig, die Belange des Umwelt- und Naturschutzes auch in die Normung einzubringen, damit Produkte umweltfreundlicher gestaltet werden und die Themen Ressourcenschonung, Energieeffizienz und die Reduzierung von Schadstoffen in Normen stärker Berücksichtigung finden. Dazu brauchte es eine eigenständige Interessensvertretung.
Die inhaltliche Arbeit und die politisch-strategischen Belange des KNU werden vom Leitungskreis und einem Fachbeirat gesteuert. Im Leitungskreis sind die drei Trägerverbände BUND, DNR und NaturFreunde Deutschlands vertreten, im Fachbeirat zusätzlich das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt und die DIN-Koordinierungsstelle Umweltschutz.
Eine meiner Aufgaben als Leiterin der Geschäftsstelle ist es, in übergeordneten strategischen Gremien zu agieren, etwa im Beirat des DIN-Normenausschusses Grundlagen des Umweltschutzes und den Fachbeiräten der DIN-Koordinierungsstelle Umweltschutz. Den Kern unserer Arbeit leisten die Expertinnen und Experten aus derzeit zwölf Verbänden, die in den Gremien bei DIN und DKE Einfluss auf die konkreten Norminhalte nehmen. Sie werden über das KNU autorisiert und wir unterstützen sie bei Problemen. Sie vernetzen sich gerne mit anderen Stakeholdern wie dem DIN-Verbraucherrat oder der KAN, um mehr Durchsetzungskraft zu erhalten. Wo immer es geht, werden unsere Expertinnen und Experten auch bei CEN/CENELC und bei ISO/IEC aktiv. Auf europäischer Ebene stimmen wir uns dabei eng mit unserem Dachverband ECOS, der Environmental Coalition on Standards, ab.
Zu unseren Erfolgen zählen die Normen zum chemischen Holzschutz. Durch unser Einwirken hat der konstruktive Holzschutz Vorrang. Architekten können so Vorschläge zum konstruktiven Holzschutz rechtlich besser begründen und es wurde einfacher, diesen Vorrang auch in Baunormen und den Bauordnungen der Länder zu verankern.
Außerdem ist es uns bei einer Norm zu Elektrogeräten gelungen, den Einsatz von Flammschutzmitteln zu reduzieren. Diese können bei der Herstellung, im Schadensfall und beim Recycling erhebliche Umwelt- und Gesundheitsbelastungen verursachen. Ein Dauerthema sind Managementnormen, insbesondere ISO 14001 zum Umweltmanagement und ISO 50001 zum Energiemanagement. Bei den Revisionen sind wir es, die das Anforderungsniveau weiterhin hochhalten.
Aktuell gefreut haben wir uns über die Abwendung einer DIN SPEC zur Definition von Kunststofffreiheit. Zusammen mit dem DIN-Verbraucherrat, der Papierindustrie und anderen haben wir DIN dazu gebracht, dieses Vorhaben einzustellen, um Greenwashing vorzubeugen.
Eine Herausforderung sind die veränderten Arbeitsprozesse der DIN-Normungsgremien. Dass man seit der Pandemie auch virtuell an Sitzungen teilnehmen kann, ist erstmal erfreulich, weil es Reiseaktivitäten reduziert. Statt der bislang gut kalkulierbaren Präsenzsitzungen gibt es jetzt allerdings zusätzlich viele Online-Sitzungen. Hinzu kommen kürzere Verfahren bei ISO und DIN und die häufigere Übernahme von DIN SPECs als Vorschläge für Normen. All das setzt unsere Expertinnen und Experten unter Druck, weil sie nicht im Vollzeitjob dabei sind, sondern die zeitaufwendige Mitarbeit an den Normen neben ihrer hauptberuflichen Arbeit leisten.
Ein aktueller Themenschwerpunkt ist die Circular Economy. Dazu hat DIN eine Normungs-Roadmap erarbeitet, in deren Folge viele neue Gremien entstanden sind. Wir sind in diesem Kontext sowohl an Normen zu spezifischen Management- und Ökodesignfragen als auch zum chemischen Recycling und zu Textilien beteiligt. Wichtig sind auch Gremien zu den Folgen des Klimawandels sowie zu den klassischen Themen Umwelt- und Energiemanagement.