KANBrief 3/24

Unterstützung für Normungsnachwuchs

Die Normung steht vor einem Umbruch: Die Ressourcen vieler Beteiligter werden knapper. Zudem verlassen zahlreiche langjährige Fachleute aus Altersgründen die Gremien und müssen durch neue Kräfte ersetzt werden. Die Normungsorganisationen versuchen, diesen Übergang mit verschiedenen Angeboten zu unterstützen.

Bei DIN und DKE arbeiten aktuell über 35.000 Expertinnen und Experten an Normen und Standards. Ihre Arbeit ist essenziell, denn sie liefern die Expertise für die Inhalte der Dokumente. Mitarbeit in der Normung bietet Vorteile, bedeutet aber auch monetären und personellen Einsatz. Durch den demografischen Wandel und andere Faktoren kommt es jedoch auch in der Normung zu einem Fachkräftemangel. In den nächsten Jahren gehen Tausende Expertinnen und Experten in den Ruhestand. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Fachleute zu gewinnen, insbesondere weil die entsendenden Stellen, z.B. Unternehmen, immer weniger Kapazitäten haben, um sich in der Normung zu engagieren. Das macht es zunehmend schwierig, die zahlreichen Ausschüsse, gerade auch europäisch und international, zu bespielen. Nicht zuletzt gefährdet es auch die Vorreiterrolle Europas in der Normung, die sich die Europäische Kommission 2022 in ihrer Normungsstrategie auf die Fahnen geschrieben hat.

Dieses Thema betrifft auch die Arbeitsschutzwelt. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der gesetzlichen Unfallversicherung und anderer Kreise setzen sich dafür ein, in Normen die Themen Sicherheit und Gesundheit zu verankern. Um das hohe Schutzniveau auch langfristig zu sichern, ist es wichtig, dass für eine Nachfolge in der Normung gesorgt wird, wenn Mitarbeitende ausscheiden.

Um neue Expertinnen und Experten für die Normung zu gewinnen und sie bestmöglich bei ihrem Einstieg zu unterstützen, gibt es verschiedene Angebote der Normungsorganisationen in Deutschland, aber auch auf europäischer und internationaler Ebene.

Neu in der Normung? Hier gibt’s Unterstützung!

Der Einstieg in die Normung kann schwierig sein: Ihr Arbeitgeber hat bestimmt, dass Sie in einem Normenausschuss mitarbeiten sollen, um dort dessen Interessen einzubringen. Doch wie funktioniert Normung überhaupt? Wie läuft eine Sitzung eines Normungsgremiums ab und welche Rechte und Pflichten hat man als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter dort? Normungsorganisationen sowohl in Deutschland als auch auf europäischer und internationaler Ebene bieten Unterstützung. Das Angebot reicht von E-Learning-Programmen und Seminaren bis hin zu verschiedensten Austauschformaten und Netzwerkaufbau.

Die Next Generation DKE

Die Deutsche Kommission Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (DKE) ist die Plattform der elektrotechnischen Normung in Deutschland. Sie bietet mit dem Netzwerk Next Generation DKE Unterstützung zu allen Themen rund um die Normung und Standardisierung. Die Next Generation wurde ins Leben gerufen, um den Einfluss von jungen Leuten in der DKE zu stärken und ihnen Informationen und Hilfestellungen zu bieten. Über die Community kann man sein persönliches Netzwerk aufbauen und sich so direkt austauschen und gegenseitig unterstützen. Zu den Angeboten der Next Generation DKE zählen beispielsweise auch ein eintägiges Bootcamp, bei dem die Teilnehmenden lernen, wie eine Norm entsteht, und ein Mentoring-Programm.

»Die Next Generation DKE ist Anlaufstelle und gleichzeitiges Netzwerk für alle, die elektrotechnische Normung kennenlernen, sich einbringen und mitgestalten möchten.«
Annette Frederiksen, Leitung Next Generation DKE

DIN Young Professionals

DIN bietet über das Netzwerk DIN Young Professionals ebenfalls eine Fülle an Hilfestellungen. Hier eine Auswahl: Mit dem Podcast „Menschen sind keine Ameisen – Was ihr noch nie über die Normung wissen wolltet, aber ganz unbedingt wissen solltet“ kann man sich auch unterwegs mit den Grundlagen der Normung beschäftigen. In der sehr aktiven LinkedIn-Gruppe des Netzwerkes hat man Möglichkeiten zum Austausch und bekommt Hinweise auf Veranstaltungen bei DIN. Außerdem gibt es ein E-Learning-Angebot mit Abschlussquiz, das sowohl die Hintergründe, den Nutzen von Normen, den Normungsprozess als auch die Mitarbeit in der Normung thematisiert.

„Für uns heißt „young“ nicht ‚jung an Jahren‘ sondern ‚jung im Thema Normung‘. Alle, die sich für #DIN oder die #Normung interessieren (egal wie wenig) oder sich mit anderen spannenden Leuten vernetzen wollen, sind eingeladen.“
LinkedIn-Gruppe DIN Young Professionals

Auf internationaler Ebene bei ISO (Englisch) und IEC (Englisch) gibt es ebenfalls Unterstützung für „Young Professionals“: Die nationalen Normungsorganisationen können dort Material für Schulungen erhalten oder Fachleute, die in Gremien mitarbeiten, zu internationalen Schulungsveranstaltungen in Präsenz entsenden. Zudem gibt es Online-Kurse, die einen schnellen Einstieg in Normungsthemen ermöglichen und Angebote, um das Netzwerk der Young Professionals zu stärken.

Unterstützung durch die KAN

Die Programme der Normungsorganisationen haben natürlich die Normung insgesamt im Blick und nicht den Arbeitsschutz im Fokus. Die KAN füllt diese Lücke mit eigenen Informationen, Seminaren und Praxishilfen (siehe auch Artikel "Arbeitsschutz fängt schon mit der Ausbildung an"). Fachleute der Arbeitsschutzkreise, die in der Normung mitarbeiten, können sich zudem an die KAN wenden, um Beratung und Unterstützung für ihre spezifischen Anliegen zu erhalten.

Katharina von Rymon Lipinski
vonRymonLipinski@KAN.de