KANBrief 1/22

Normung von Infektionsschutzmasken

Auf europäischer Ebene wird eine neue Norm für Masken mit Prüfverfahren für Eigen- und Fremdschutz vor luftübertragbaren Infektionen erarbeitet.

Das Tragen von Masken beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und am Arbeitsplatz ist während der Pandemie selbstverständlich geworden. Zum Schutz vor einer COVID-19-Infektion über die Luft bzw. Atemwege wurden und werden vor allem FFP2-Masken und medizinische Masken eingesetzt.

Zu beiden Maskentypen gibt es Normen, die in unterschiedliche Rechtsbereiche fallen und vorwiegend nur für eine Schutzrichtung (Eigen- oder Fremdschutz) konstruiert und getestet wurden. FFP-Masken fallen unter die Verordnung (EU) 2016/425 über Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) und sind gemäß der harmonisierten Norm DIN EN 1491 für den Eigenschutz vor Partikeln (darunter fallen auch Aerosole) ausgelegt. Medizinische Masken fallen unter die Medizinprodukteverordnung (EU) 2017/745 und sind gemäß der harmonisierten Norm DIN EN 146832 mit Fokus auf den Fremdschutz vor Infektionen konstruiert.

Dementsprechend wurden die Maskentypen auch bisher eingesetzt: FFP-Masken wurden überwiegend bei Arbeiten mit jeglichen Arten von Aerosolen inklusive Stäuben und in bestimmten Fällen auch im medizinischen Bereich wie z. B. auf Tuberkulosestationen zum Eigenschutz des Personals genutzt. Medizinische Masken wurden vor allem im Gesundheitswesen eingesetzt, um die Übertragung von Krankheitserregern vom Personal auf immungeschwächte Patienten zu begrenzen (insbesondere bei Operationen, daher auch die gängige Bezeichnung „OP-Masken“). Allerdings ist bei diffusen Infektionsgeschehen z. B. während einer Pandemie häufig unbekannt, wer wie infektiös ist und wer besonders geschützt werden muss.

Europäisches Normungsprojekt für einen neuen Maskentyp

Im Laufe der Covid-19-Pandemie wurden beide Maskentypen in die Arbeitsschutz-Verordnungen aufgenommen, um das diffuse Infektionsgeschehen auch am Arbeitsplatz einzudämmen. Ziel ist es, Beschäftigte bestmöglich vor luftübertragbaren Virus-Infektionen zu schützen – und das bei möglichst hohem Tragekomfort. Hierfür wäre ein gleichzeitiger Fremd- und Eigenschutz optimal – wofür die bisherigen Masken allerdings nicht speziell konstruiert und getestet sind. Dennoch scheinen FFP2-Masken auch einen gewissen Fremdschutz zu bieten und medizinische Masken einen gewissen Eigenschutz3.

2021 hat DIN ein europäisches Normungsprojekt für einen neuen Maskentyp auf den Weg gebracht, der bei einem Infektionsgeschehen nachweislich sowohl Eigen- als auch Fremdschutz bieten soll – sogenannte Infektionsschutzmasken. Die Arbeiten auf europäischer Ebene laufen bereits.

Die neue Norm soll unter anderem folgende Aspekte abdecken:

  • Anforderungen an den Eigen- und Fremdschutz während eines Infektionsgeschehens, inklusive Testverfahren (z.B. für die Leckage und Filterleistung)
  • Erfüllung der Medizinprodukteverordnung und der PSA-Verordnung
  • abgestufte Leistungsklassen (sowohl für den Einsatz durch die Bevölkerung im Alltag als auch den Einsatz für Beschäftigte bei der Arbeit)
  • klare Kennzeichnung auf den Masken für eine leichtere risikoangepasste Auswahl der passenden Maske
  • verschiedene Größen, auch für Kinder und weitere spezielle Nutzergruppen
  • Gebrauchstauglichkeit (Ergonomie, Atemwiderstand)

Relevanz für den Arbeitsschutz

Da die Infektionsschutzmasken auch zum Schutz von Beschäftigten eingesetzt werden könnten, ist das Normungsvorhaben für die Arbeitsschutzkreise von großem Interesse. Die KAN hat die Diskussionen zwischen den Arbeitsschutzkreisen zum Normungsvorhaben moderiert und die Ergebnisse in das Normungsgremium eingebracht. Herausforderungen werden aktuell noch in der Marktüberwachung gesehen, da der neue Maskentyp in mehrere Rechtsbereiche und somit in unterschiedliche Zuständigkeiten fällt. Zudem gibt es auf Seiten der Anwender die Befürchtung, dass ein zusätzlicher Maskentyp die während der COVID-19-Pandemie ohnehin schon bestehende Verwirrung zu den verschiedenen Maskenarten weiter verstärken und betriebliche Regelungen und deren Akzeptanz in Frage stellen könnte. Dennoch werden bei einer gut ausgearbeiteten Norm auch große Chancen für den Arbeitsschutz gesehen. Diese liegen u.a. darin, dass Prüfmethoden für den Eigen- und Fremdschutz vor luftübertragbaren Infektionen in einer solchen neuen Norm vereint und auch die Kennzeichnung deutlich verbessert werden könnte.

Allein die Erarbeitung einer europäischen Norm für Infektionsschutzmasken heißt nicht automatisch, dass die Masken später auch am Arbeitsplatz eingesetzt werden müssen. Zunächst bewerten die nationalen Regelsetzer, inwieweit die in der Norm beschriebenen Masken zum Erreichen des notwendigen Schutzniveaus in verschiedenen Anwendungsfällen geeignet sind. Besteht der neue Maskentyp diese Prüfung, könnte die Norm auch im nationalen Regelwerk des Arbeitsschutzes in Bezug genommen werden und erst dann könnten Infektionsschutzmasken auch an Arbeitsplätzen vermehrt zum Einsatz kommen.

Im nationalen sowie im europäischen Normungsausschuss arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsschutzkreise mit. Die KAN unterstützt deren Arbeiten und wird das Normungsvorhaben weiterhin begleiten, um die Belange des Arbeitsschutzes bestmöglich einzubringen.

Dr. Anna Dammann
dammann@kan.de

Dr. Anja Vomberg
vomberg@kan.de

Dr. Michael Thierbach
thierbach@kan.de

1 DIN EN 149 „Atemschutzgeräte – Filtrierende Halbmasken zum Schutz gegen Partikeln – Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung“ (2009-08)
2 DIN EN 14683 „Medizinische Gesichtsmasken – Anforderungen und Prüfverfahren (2019-10)
www.pnas.org/content/118/49/e2110117118

Insbesondere zum Beginn der Pandemie wurden auch Mund-Nase-Bedeckungen (MNB) zum Schutz vor einer Infektion eingesetzt. Diese sind textile Bekleidungsstücke, die mindestens Nase und Mund bedecken und dafür geeignet sind, die Geschwindigkeit des Atemstroms oder des Speichel-/Schleim-/Tröpfchenauswurfs deutlich zu reduzieren, siehe Abschnitt 2.3 der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel (Fassung 24.11.2021). Die MNB sind klar von den FFP2-Masken (Atemschutz) und von den medizinischen Masken (Mund-Nase-Schutz MNS) abzugrenzen, da sie weder PSA noch Medizinprodukt sind.