KANBrief 1/18
Forstliche Anschlagmittel wie Ketten, Seile, Umlenkrollen oder Haken werden beim Rücken von Baumstämmen mit Seilwinden verwendet. Sie dienen als Verbindungselemente zwischen Baumstamm und Windenseil. Dabei ist es wichtig, dass die forstlichen Anschlagmittel richtig ausgewählt werden und so stabil ausgelegt sind, dass sie die auftretenden Kräfte sicher aufnehmen können. Nun gibt es eine eigene Norm zu diesem Thema.
Die richtige Ausrüstung für eine Forstseilwinde ist ein wichtiger Bestandteil für die sichere Forstarbeit. Baumstämme werden mit Hilfe von Anschlagmitteln (z. B. Chokerketten, Chokerseilen) an einem Zugseil befestigt, um sie aus dem Baumbestand zu ziehen. In der Vergangenheit kam es zu Unfällen, da forstliche Anschlagmittel beim Bodenzug brachen. Dabei wurden Menschen durch weggeschleuderte Teile oder das Windenseil teils schwer verletzt. Häufig lag die Unfallursache darin, dass Anschlagmittel eingesetzt wurden, die im Verhältnis zur Leistung der Seilwinde zu schwach waren. Erschwert wurde die Auswahl dadurch, dass es keine einheitliche Kennzeichnung gab und die Anforderungen vielfach aus dem Hebebereich abgeleitet wurden. Die auftretenden Belastungen sind jedoch beim Heben und Ziehen von Baumstämmen völlig unterschiedlich.
Das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik untersuchte 2011 im Auftrag der KAN die vorhandenen Sicherheitsnormen zu Forstmaschinen daraufhin, ob sie den Anforderungen der europäischen Maschinenrichtlinie entsprechen. Als Nebenergebnis wurde dabei deutlich, dass in Deutschland und auf europäischer Ebene bisher keine normativen Regelungen zu forstlichen Anschlagmitteln im Bodenzug vorhanden waren. Auf Initiative der KAN wurde die Normung in diesem Bereich aktiv, um Prüf- und Beschaffenheitsanforderungen festzulegen.
Durch die gute Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten von Arbeitsschutz, Herstellern und Wissenschaft konnte der Norm-Entwurf im Sommer 2017 fertiggestellt werden. Die in der öffentlichen Umfrage eingegangenen Kommentare wurden Ende letzten Jahres in das Dokument eingearbeitet.
Die DIN 30754 „Forstmaschinen – Sicherheitsanforderungen für Anschlagmittel im forstlichen Bodenzugverfahren“ ist im März 2018 erschienen. Sie gilt auch für forstliche Anschlagmittel für die seilunterstützte Fällung von Bäumen. Eine wesentliche Neuerung ist der Begriff Forest Tractive Force oder kurz FTF, gefolgt von einer Dezimalzahl, z. B. FTF 2,5 oder FTF 6,0. Der FTF-Wert bezeichnet die maximal zulässige Nutzlast eines Anschlagmittels bzw. die Zuglast, welche die Forstseilwinde bei Nutzung dieses Anschlagmittels erreichen darf. Die erforderlichen Sicherheitsreserven für den Bodenzug sind bereits in den FTF-Wert eingerechnet. Der Anwender kann sich also darauf verlassen, dass ein forstliches Anschlagmittel mit dem FTF-Wert von z.B. 4,5 zu einer Seilwinde mit 4,5 t Zugleistung passt und die Kombination sicher ist. Die Auswahl der passenden Komponenten bei der Forstarbeit mit Seilwinden wurde dadurch deutlich erleichtert.
Die nächsten Schritte sind nun, die Anforderungen in der Praxis zu erproben und die Norm auf europäischer Normungsebene einzubringen. Verschiedene europäische Länder haben bereits ihr Interesse an der Erarbeitung einer europäischen Norm bekundet.
Eine weitere Empfehlung der KAN-Studie war es, bei DIN ein ständiges Normungsgremium zu Forstmaschinen einzurichten, um die Ergebnisse der Studie gut in die nationale, europäische und internationale Normung einbringen zu können. 2011 wurde innerhalb des DIN-Normenausschusses Kommunale Technik (NKT) der Normenausschuss Forstmaschinen gegründet. Die Norm zu forstlichen Anschlagmitteln war eines der ersten Projekte, die der Ausschuss bearbeitet hat. Aufgrund des wachsenden Interesses am Thema Forsttechnik wurde er Ende 2017 zu einem eigenen Fachbereich Forsttechnik erweitert. Dieser umfasst jetzt die zwei Arbeitsausschüsse „Forstmaschinen und -geräte“ und „Steuerungen von Forstmaschinen“.
Katharina von Rymon Lipinski
vonrymonlipinski@kan.de
Stefan Martin
stefan.martin@grube.de