KANBrief 1/13

Checkliste hilft bei der Formulierung von Messanforderungen in Produktnormen

Werden in Produktnormen Sicherheitsanforderungen in Form von messbaren Größen festgelegt, so ist es erforderlich, auch die dafür geeigneten Messverfahren hinreichend genau anzugeben. Die KAN hat eine übersichtliche Hilfe vorgelegt, die es den Normenausschüssen erleichtern soll, Messanforderungen so knapp und anwenderfreundlich wie möglich und gleichzeitig so detailliert wie nötig zu formulieren.

Für die Belange des Arbeitsschutzes und der Produktsicherheit müssen auf Messungen beruhende Ergebnisse zuverlässig sein. Andernfalls könnten unsichere Produkte irrtümlich für gut befunden werden und eventuell zu Gefährdungen führen. Umgekehrt könnte der Verkauf und Einsatz sicherer Produkte untersagt werden, was möglicherweise juristische Auseinandersetzungen nach sich zöge.

KAN-Studie leistete Vorarbeit

Messaufgaben, die mit handelsüblichen Geräten durchführbar sind und auch ohne Beschreibung eines Messverfahrens reproduzierbare Ergebnisse erwarten lassen, können in der Regel als trivial eingestuft werden. Dies dürfte zum Beispiel die Ermittlung der meisten Abmessungen und Zeitgrößen betreffen.

Eine im Jahr 2010 vorgelegte Studie der KAN KAN-Bericht 46 (pdf, nicht barrierefrei) hatte allerdings gezeigt, dass in Maschinen- und PSA-Normen für eine recht bedeutende Zahl nicht trivialer Messanforderungen kein oder kein geeignetes Messverfahren beschrieben oder auf ein solches verwiesen wird. Dies betraf beispielsweise die Größen Kraft, Geschwindigkeit, Vibration, Tragfähigkeit, Windgeschwindigkeit und Energie. Besonders gravierend erschien dieser Mangel für die Messgrößen Kraft und Geschwindigkeit, die sehr häufig zu bestimmen sind, sowie Vibration, da für diese Größe die Maschinenrichtlinie neben dem Emissionswert sogar die Angabe der Messunsicherheit fordert. Diese Situation könnte in anderen Produktbereichen ähnlich sein.

In einem weiteren Schritt erarbeitete die KAN daher konkrete Stellungnahmen zu einzelnen Maschinen- und PSA-Normen und übermittelte sie den deutschen Spiegelgremien. Im Rahmen der Untersuchung und bei der Diskussion einiger Stellungnahmen mit den Normungskomitees wurde deutlich, dass es bereits gar nicht leicht ist, sich darauf zu einigen, welche Messungen trivial sind.

Kriterien für Messanforderungen

Wenn es Faktoren gibt, die die Verlässlichkeit des Prüfergebnisses beeinflussen können, müssen diese klar festgelegt werden: Es ist dann notwendig, die Messmethode einschließlich aller relevanten Einflussfaktoren direkt in der Norm oder durch einen Verweis hinreichend genau zu beschreiben. Um die Normersteller dabei zu unterstützen, hat eine Arbeitsgruppe der KAN eine übersichtliche Hilfe mit einer zweiseitigen Checkliste (pdf, nicht barrierefrei) erarbeitet:

• Es gibt bereits ausführliche Regelungen in den Grundlagen für die Normungsarbeit zu den grundsätzlichen Voraussetzungen, die zu beachten sind, wenn Messanforderungen formuliert werden (Abschnitt 6.3.5 der DIN 820-2:2012-  12 „Normungsarbeit – Teil 2:  Gestaltung von Dokumenten“  (entspricht CEN/CENELEC-Geschäftsordnung  Teil 3:2011 bzw. modifizierten  ISO/IEC-Directives – Teil 2:2011)). Daraus wurde die erste Seite der Checkliste mit sieben Fragen abgeleitet. Sie sollen im Wesentlichen sicherstellen, dass im Normenwerk Doppelarbeit, überflüssige Festlegungen und unangemessener Aufwand für die Normanwender vermieden werden.

• Auf der Grundlage der KAN-Studie wurden darüber hinaus die für Messanforderungen ausschlaggebenden Einflussfaktoren näher bestimmt: Prüfobjekt, Prüfaufbau, Prüfdurchführung, Testperson/Proband und Auswertung. Deutlich wurde, dass sich diese Einflussfaktoren und ihre Parameter sinnvoll systematisieren lassen. Auch die eher vagen Anforderungen aus den vorgenannten Normungsregeln konnten konkretisiert werden – etwa ob, in welcher Form und an welcher Stelle ein Prüfverfahren zu normieren ist. Aus diesen Erkenntnissen wurde die zweite Seite der Checkliste abgeleitet.

Die KAN schlägt vor, diese kurze Checkliste als Ergänzung zu Erfahrung und Intuition der Experten in den Ausschüssen für Produktnormen zu erproben. Sollte sie sich dabei bewähren, Messverfahren leichter knapp und anwenderfreundlich, aber gleichzeitig so detailliert wie nötig zu formulieren, könnte sie in die Grundlagen der Normungsarbeit übernommen werden.

Corrado Mattiuzzo
mattiuzzo@kan.de