KANBrief 4/12

Normung als Brücke zwischen Forschung und Innovation

Europa muss seine Innovationskraft stärken, um auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Hierbei kann die Normung als Brücke zwischen Forschung und Innovation dienen und so zur wirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen. CEN und CENELEC unterstützen Forscher mit Informationen, Beratungsangeboten und einem Kooperationsprogramm dabei, die Normung systematisch in ihre Projekte einzubeziehen.

Um die Innovationskraft der EU zu stärken, hat die Europäische Union als Teil ihres Programms „Europa 2020“ die „Innovationsunion“ ins Leben gerufen. Ziel dieser Initiative ist es, die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung im Privatsektor zu verbessern. Dabei wird auch die wichtige Rolle von Normen hervorgehoben: Sie sorgen für die Verbreitung von Wissen, stellen die Kompatibilität neuer Produkte und Dienstleistungen sicher und bilden die Grundlage für weitere Innovationen (Leitinitiative der Strategie Europa 2020 Innovationsunion (pdf)).  Dieser Gedanke wird auch im geplanten Rahmenprogramm „Horizont 2020“ (Vorschlag für eine Verordnung: Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ (2014-2020) (pdf) und Mitteilung der Kommission „Horizont 2020 – das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation“ (pdf)) aufgegriffen, das im Zeitraum von 2014 bis 2020 sämtliche Fördermaßnahmen der EU für Forschung und Innovation bündelt und dafür ein Budget von 80 Milliarden Euro bereitstellt.

Die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC veröffentlichen Europäische Normen (EN), Technische Berichte (TR), Technische Spezifikationen (TS) und Workshop Agreements (CWAs). Die Erstellung all dieser unterschiedlichen Dokumente kann als Teil von Forschungsprojekten unter dem noch bis Ende 2013 laufenden 7. Rahmenprogramm (FP7) gefördert werden. Insbesondere in den Bereichen Nanowissenschaft (NMP), Energie, Umwelt, Sicherheit und Verkehr hebt die Europäische Kommission in den aktuellen Ausschreibungen explizit auf die Bedeutung von Normen und Normung ab.

Normung und Forschung Hand in Hand

CEN und CENELEC verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der den gesamten Innovationszyklus von der Forschung bis zur Markteinführung umspannt: Indem Antragsteller schon vor Beginn der eigentlichen Forschung prüfen, welche bereits vorhandenen Normen den Stand der Technik abbilden, können sie vermeiden, dass sie mit ihrem Forschungsprojekt das Rad neu erfinden. Antragsteller sollten zudem prüfen, wo sich Verbindungen zur Normung ergeben oder ob die Anregung eines neuen Normprojekts sinnvoll ist.

Die systematische Einbeziehung der Normung bietet die Chance, die Forschungsergebnisse mit bereits vorhandenen Produkten und Dienstleistungen kompatibel zu machen. Normungslücken können leichter entdeckt und gefüllt werden (z.B. Anforderungen, Kontrollparameter, Messverfahren). Außerdem erleichtert die Normung den Transfer von Forschungs- und Innovationslösungen auf den Markt. Forschungsergebnisse, die Eingang in Normen finden, bleiben über das Projekt hinaus verfügbar und werden langfristig genutzt und verbreitet.

Für EU-geförderte Forschungsprojekte bieten CEN und CENELEC die Möglichkeit, eine Projektpartnerschaft mit einem Technischen Komitee (TC) einzugehen. Ein Vertreter des Forschungsprojekts kann dann als Beobachter an Sitzungen des TCs und der relevanten Arbeitsgruppen teilnehmen. Er hat zwar kein Stimmrecht, kann aber von Synergien zwischen Forschung und Normungsarbeit profitieren (Vermeidung von Doppelarbeit) und dem TC auf direktem Wege neue Normungsvorhaben vorschlagen.

Bei CEN und CENELEC unterstützt ein eigens hierfür eingerichtetes Team (Research Helpdesk) Forschungseinrichtungen dabei, Normungsaspekte in ihr geplantes Forschungsprojekt zu integrieren. Es bietet Projektkonsortien individuelle und vertrauliche Beratung und unterstützt sie dabei, Normen zu innovativen Produkten und Dienstleistungen zu berücksichtigen und in das Projekt zu integrieren.

Andreea Gulacsi
agulacsi@cencenelec.eu