KANBrief 1/23

KAN überarbeitet ihre Position zu schnellen Normungsdokumenten

Für sogenannte schnelle Normungsdokumente wie DIN SPEC und CWA gelten nicht alle wesentlichen Normungsprinzipien, zum Beispiel die Beteiligung aller betroffenen Kreise. Aus Sicht der KAN eignen sie sich daher vom Grundsatz her nicht für Festlegungen zum Arbeitsschutz.

Um technologischen Entwicklungen in schnelllebigen Branchen wie dem IT-Sektor gerecht zu werden oder um Forschungsergebnisse zeitnah zu standardisieren, gibt es spezielle Dokumentenarten. Diese werden unter dem Dach von Normungsorganisationen veröffentlicht. Zu diesen Dokumenten gehören DIN SPEC, VDE SPEC, VDE Anwendungsregeln, CEN und/oder CENELEC Workshop Agreements (CWA) und International Workshop Agreements (IWA). Sie können im Vergleich zu Normen in deutlich kürzerer Zeit erarbeitet und veröffentlicht werden.

Die wachsende Anzahl erarbeiteter schneller Normungsdokumente zeigt, dass diese eine zunehmende Akzeptanz im Markt finden, z. B. im Bereich von Dienstleistungen oder des E-Business. Auch zu Themen, die die Sicherheit und den Gesundheitsschutz betreffen, werden immer häufiger derartige Dokumente erstellt.

Position an aktuelle Regularien angepasst

Bereits 2013 veröffentlichte die KAN ihre Position, wonach Sicherheits- und Gesundheitsschutzaspekte nicht in DIN SPEC oder CWA geregelt werden sollen. Diese Position wurde nun angepasst und im Dezember 2022 veröffentlicht. Ein Grund für die Überarbeitung war, dass DIN mit der Überarbeitung der Normenreihe DIN 820 „Normungsarbeit“ die Bezeichnungen für schnell erarbeitete Dokumente geändert hat. Außerdem sind VDE SPEC, VDE Anwendungsregeln sowie IWA geläufige Dokumentarten, die in der ursprünglichen KAN-Position nicht berücksichtigt waren. Grundlage für die Position ist ferner eine 2020 verabschiedete Vereinbarung zwischen DIN und KAN zum Umgang mit DIN SPEC.

Das zentrale Argument des Positionspapiers ist, dass für die schnellen Normungsdokumente nicht alle wesentlichen Normungsprinzipien gelten. Ein wichtiges Fundament für die Legitimation der Normungsarbeit sind Regeln darüber,

  • wie sich die für die Arbeit zuständigen Ausschüsse zusammensetzen,
  • wie sich die betroffenen Kreise an der Normungsarbeit beteiligen können und
  • durch welche autorisierenden Prozeduren die fertigen Arbeitsdokumente zur Veröffentlichung freigegeben werden.

Bei europäischer und internationaler Normungsarbeit gehört dazu auch das nationale Delegationsprinzip.

Kernaussagen der Position

Normen, Technische Spezifikationen (z. B. DIN/TS, CEN/TS, ISO/TS) und Technische Reporte (z. B. DIN/TR, CEN/TR, ISO/TR) werden in Normungsgremien erarbeitet, die die Vorgaben der ISO/IEC-Direktiven, CEN/CENELEC-Regularien bzw. der DIN 820 erfüllen. Dokumente, die den Arbeitsschutz betreffen, sollten von Ausschüssen erarbeitet und verabschiedet werden, für die die genannten Regeln der Normungsarbeit vollständig gelten. Dem gegenüber stehen die schnellen Normungsdokumente, die außerhalb regulärer Normenausschüsse in möglichst kurzer Zeit erarbeitet werden und zu denen sich die KAN positioniert hat:

  • Bei DIN SPEC hat die KAN, wenn Arbeitsschutzbelange betroffen sein könnten, laut der Vereinbarung mit DIN verschiedene Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen.
  • Die Position der KAN zu CWA hat sich im Vergleich zur ersten Fassung des Positionspapiers nicht geändert: Die Verfahrensregeln für CENELEC Workshop Agreements legen bereits fest, dass Sicherheitsaspekte nicht behandelt werden dürfen. Aus Sicht der KAN sind auch CEN Workshop Agreements und IWA nicht dafür geeignet, Sicherheits- und Arbeitsschutz-Aspekte zu regeln.
  • Neu aufgenommen wurde eine Forderung in Bezug auf die Vorgaben für VDE-Anwendungsregeln. Diese sollten klarstellen, dass nur dann Belange der Sicherheit geregelt werden können, wenn die Beteiligung der betroffenen Kreise sichergestellt ist und das Dokument durch ein DKE- Normungsgremium freigegeben wird.

Das Positionspapier wird insbesondere als Grundlage für KAN-Stellungnahmen zu schnellen Normungsdokumenten dienen. Mit der Überarbeitung wird zudem die Vereinbarung zwischen DIN und KAN bekräftigt, mit welcher bereits gute Erfahrungen gemacht wurden.

Katharina Schulte
schulte@kan.de

Katharina von Rymon Lipinski
vonrymonlipinski@kan.de