KANBrief 2/20
Persönlicher Schutzausrüstung mit integrierten intelligenten Funktionen (smarte PSA) wird eine erhöhte Schutzwirkung zugesprochen. Damit smarte PSA jedoch erfolgreich entwickelt werden und den Eintritt in den Markt finden kann, ist es im Rahmen eines nutzerzentrierten Designs notwendig, die Anwender in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Eine deutschlandweite Nutzerumfrage zu smarter PSA für den Feuerwehreinsatz hat wertvolle Hinweise geliefert.
Einsatzkräfte der Feuerwehr sind besonders kritischen Umgebungsbedingungen ausgesetzt. Daher eignet sich eine smarte PSA vor allem für die Feuerwehr. 150 Feuerwehrleute aus der Freiwilligen Feuerwehr, der Werk- und der Berufsfeuerwehr haben deutschlandweit an einer Umfrage teilgenommen, die die RWTH Aachen in Zusammenarbeit mit der KAN und dem Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie Dortmund durchgeführt hat. Ca. 95 % der Teilnehmer empfinden eine PSA mit intelligenten Funktionen als sinnvoll. Allerdings hatte der Großteil der Feuerwehrleute bislang keinen Kontakt zu smarter PSA.
Die Einsatzkräfte sind der Ansicht, dass insbesondere ihre Position (Ortung und Lokalisierung; 85 %) sowie ihr Puls (70 %) mit Hilfe von Sensoren überwacht werden sollten. Als weitere nützliche Funktion wurde die Überwachung der Körperkerntemperatur erwähnt. Hinsichtlich der Umgebungsparameter halten die Umfrageteilnehmer die Bestimmung der Umgebungstemperatur (85 %) und die Erfassung von schädlichen bzw. giftigen Substanzen in der Luft für sinnvoll.
Um die Feuerwehrbediensteten vor Gefahren während eines Einsatzes zu warnen, sind verschiedene Methoden möglich. Die Befragten konnten zwischen haptischen (Vibration), optischen (Leuchten) und akustischen Signalen wählen. Alle drei Möglichkeiten erhielten mit Werten zwischen 60 und 70 % in etwa den gleichen Zuspruch. Zudem wurde von den Feuerwehrleuten eine Anzeige in der Atemschutzmaske vorgeschlagen.
Knapp 60 % der Befragten halten das Absetzen eines automatischen Notrufs in einer Gefahrensituation für sinnvoll. Lediglich 15 % sehen diese Funktion als kritisch an. Als Grund wurde zum einen der Datenschutz genannt, zum anderen die Tatsache, dass die Vitalfunktionen der Menschen individuell sind. Somit sei eine Pauschalisierung kritischer Werte nicht oder nur schwer möglich. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es an einem Einsatzort häufig keine andere Möglichkeit gebe, als zu bleiben und zu helfen. Ein Auswechseln käme daher nicht in Frage. Den intelligenten Funktionen würden rund 55 % der Umfrageteilnehmer mehr vertrauen als ihrer eigenen persönlichen Wahrnehmung. Über die Erfassung, Auswertung und Weiterleitung der entstehenden personenbezogenen Daten möchte die Mehrheit (etwa 60 %) selbst entscheiden. Einer Langzeitauswertung durch Dritte, wie z.B. Versicherungen oder Unfall- und Krankenkassen, stimmen nur ca. 10 % zu.
Insgesamt ergibt sich aus der Nutzerumfrage, dass ein Interesse bezüglich smarter PSA für den Feuerwehreinsatz besteht. Da die Mehrheit der Befragten jedoch noch nie Kontakt zu smarter PSA hatte, ist es notwendig, Informationsveranstaltungen durchzuführen. Im Rahmen von Workshops können Prototypen vorgestellt und die Bediensteten hinsichtlich der Vorteile aufgeklärt werden. Dadurch kann eine erhöhte Nutzerakzeptanz entstehen. Auch Brandübungen mit smarter PSA können die Akzeptanz steigern. Die Benutzerfreundlichkeit und der Tragekomfort können damit überprüft und Optimierungen durchgeführt werden. Die Verarbeitung der personenbezogenen Daten stellt eine Herausforderung dar. Daher ist es erforderlich, diese Fragestellungen vorab zu klären.
Aus der Umfrage wird der Wunsch nach Ortungs- und Lokalisierungsmöglichkeiten ersichtlich. Durch Rauch und Nebel wird die Sicht der Einsatzkräfte erheblich erschwert und ein Orientierungsverlust kann die Folge sein. Durch eine Ortungsfunktion können die Feuerwehrleute ihre Position und die ihrer Kollegen feststellen. Mit den derzeitigen Technologien ist es jedoch nur bedingt möglich, Einsatzkräfte im Innenbereich zu orten. Deswegen sollte bei der Entwicklung smarter PSA insbesondere hierauf der Fokus liegen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Tragekomfort der PSA. Dieser darf durch die integrierten intelligenten Funktionen nicht weiter eingeschränkt werden.
Die Ergebnisse der Umfrage werden in Forschungsvorhaben aufgegriffen. So soll ein Orientierungswerkzeug für die Entwicklung smarter PSA entstehen. Die identifizierten Anforderungen könnten zudem direkt für aktuelle Entwicklungen genutzt werden. Des Weiteren werden europäische Feuerwehren befragt.
Rahel Krause