KANBrief 3/13

Ergonomie im Fokus der KAN

Nur wenn der Faktor Mensch von vornherein berücksichtigt wird, entstehen sichere Produkte und gute Produktnormen. Aus diesem Grunde ist die Ergonomie ein Schwerpunkt der Arbeit der KAN. Wir stellen einige aktuelle Studien und Projekte vor, mit denen sich die KAN dafür einsetzt, dass das erforderliche ergonomische Wissen verständlich und anwenderfreundlich in die Normen einfließt.

KAN-Workshop „Die Norm als Werkzeug der Ergonomie“

Neue Herausforderungen für den DIN-Normenausschuss Ergonomie, Ergebnisse von KAN-Studien, digitale Ergonomie und barrierefreie Gestaltung: Diese Themen bildeten die Einleitung eines KAN-Workshops, zu dem sich mehr als 30 Ergonomie-Experten am 19. Februar 2013 in Sankt Augustin trafen.

Im Rahmen eines Brainstormings schlugen die Teilnehmer etwa 50 Themen vor, die aus ihrer Sicht zukünftig bei der Arbeit der KAN Beachtung finden sollten. Die Anwesenden werteten die Themen Demographie, psychische Belastungen, Anwenderfreundlichkeit von Ergonomienormen, Prozessergonomie und Anthropometrie als Schwerpunkte. Die KAN wird diese Themen diskutieren und nach Möglichkeit in konkreten Projekten umsetzen.

Darüber hinaus gab es weitere Anregungen für Themen, bei denen die KAN prüfen wird, ob Handlungsbedarf besteht, z.B. Ergonomie als Aspekt bei neuen Normungsanträgen, Engagement/ Mitarbeit in Ergonomiegremien, Rückwärtsbetrachtung vom Produkt zurück zur Norm, U-Shape (Anordnung von Arbeitsplätzen in U-Form), Höhe der unteren Trittstufen bei mobilen Maschinen.

KAN-Studie „Beispiele guter Praxis für die ergonomische Gestaltung von Maschinen“

Damit die Inhalte von Ergonomienormen in Produktnormen besser beachtet werden, ist es wichtig, dass sie anwenderfreundlich formuliert sind. Ebenso wichtig ist es, Konstrukteure für die Anwendung ergonomischer Erkenntnisse während des gesamten Gestaltungsprozesses von Arbeitsmitteln zu motivieren und zu sensibilisieren. Für beide Ziele sind nachvollziehbare Praxisbeispiele ergonomisch gestalteter Arbeitsmittel sehr hilfreich.

Die KAN hat eine Studie in Auftrag gegeben, um für Transportmittel im innerbetrieblichen Bereich (z.B. Gabelstapler, Hubarbeitsbühnen) und Werkzeugmaschinen solche Praxisbeispiele zu ermitteln und als Katalog zusammenzustellen. Die Beispiele könnten in einen von Ergonomieexperten erstellten, anwenderfreundlichen Leitfaden eingehen und damit die Experten etwa in der Maschinennormung unterstützen, detaillierte Sicherheitsanforderungen für bestimmte Maschinen oder Gruppen von Maschinen zu erarbeiten.

KAN-Studie „Biomechanische Belastungsgrenzen“

In der Regel können Roboter nur Aufgaben im Automatikbetrieb übernehmen, da Personen in ihrer Nähe zu sehr gefährdet werden. Insbesondere Montageaufgaben lassen sich jedoch oft nicht automatisieren, weil einzelne Schritte nicht ohne die Hilfe von Menschen auskommen. Werden deswegen gemeinsame Arbeitsbereiche für Menschen und Roboter eingerichtet, dürfen von den Bewegungen der Roboter keine unmittelbaren Gefahren ausgehen. Da trotz sicherer Steuerungen jedoch ein geringes Kollisionsrisiko bestehen bleibt, müssen die möglichen physiologischen Beanspruchungen dabei so begrenzt werden, dass nur geringste, tolerable Verletzungen auftreten können. Dazu müssen Schadensschwerekategorien aufgestellt werden, in die Verletzungsbefunde und -kriterien eingeordnet werden können.

Mit der KAN-Studie wird der aktuelle Wissensstand und weitere Bedarf an biomechanischen Grundlagen für diese Einordnung recherchiert. Aus den Ergebnissen dieser Studie können Arbeitsschutzexperten und Hersteller später eine Datenbasis entwickeln, um fundierte Entscheidungen bei der mechanischen Risikobeurteilung zu treffen und geeignete Normanforderungen zu formulieren.

ErgoMach

Die von der KAN unterstützte Initiative ErgoMach hat das ehrgeizige Ziel, mit einer internetbasierten europäischen Kommunikationsplattform den für eine ergonomisch gute Gestaltung von Maschinen notwendigen Austausch zwischen Konstrukteuren, Ergonomen, Benutzern, Einkäufern, Normungsexperten, Behörden und Präventionsfachleuten zu ermöglichen. Dazu hat im Jahre 2011 bereits eine erste Konferenz stattgefunden, ein weiterer Workshop ist für März/April 2014 geplant.

Dr. Anja Vomberg         Corrado Mattiuzzo
vomberg@kan.de     mattiuzzo@kan.de