KANBrief 2/09
Die Anthropometrie liefert Körpermaßdaten, die in vielen Bereichen – so auch für die sicherheits- und gesundheitsgerechte Gestaltung von Produkten – benötigt werden. Diese Daten müssen sich daher auch in Normen wiederfinden. Der neue KAN-Bericht 44 „Anthropometrische Daten in Normen“ gibt Hinweise, wie das Normenwerk im Sinne des Arbeitsschutzes vervollständigt und aktualisiert werden kann.
Die Menschen in Deutschland werden immer größer und breiter. Diese Erkenntnis wurde kürzlich durch eine anthropometrische Reihenmessung wissenschaftlich bestätigt (Vermessung von ca. 13.000 Deutschen im Auftrag der Automobil- und Bekleidungsindustrie; www.sizegermany.de). Die Anthropometrie beschäftigt sich mit der „Untersuchung und Messung der physischen Maße und der Masse des menschlichen Körpers und seiner (äußeren) Einzelelemente“ (DIN EN ISO 15535 (2008): „Allgemeine Anforderungen an die Einrichtung anthropometrischer Datenbanken“). Für den Arbeitsschutz spielen Körpermaßdaten (zum Beispiel Augenhöhe oder Griffumfang der Hand) eine wichtige Rolle. Sie werden in allen Normen benötigt, die Aussagen zur Schnittstelle zwischen Mensch und Arbeitsmittel machen, und tragen dazu bei, dass die Produkte (zum Beispiel Höhe von Sichtfenstern, Durchmesser von Schalthebeln) so bemessen sind, dass die Sicherheit und Gesundheit der Benutzer nicht gefährdet ist.
Studie schafft Überblick im Datendschungel
Körperlänge und Taillenumfang sind nur zwei von 130 Körpermaßen, zu denen in Normen Daten zu finden sind. Von diesen 130 Körpermaßen sind 56 in der übergeordneten Basisnorm DIN EN ISO 7250 enthalten. Der Rest ist auf eine Vielzahl anderer Normen verteilt.
Die im Auftrag der KAN vom Institut ASER durchgeführte Studie (Dr. H. Gebhardt, Institut ASER, Wuppertal: Anthropometrische Daten in Normen, KAN-Bericht 44) liefert einen Überblick darüber, welche Körpermaße in Normen enthalten sind. Tabellen erleichtern den Zugriff auf diese anthropometrischen Daten. Gleichzeitig lassen sie jedoch auch Lücken erkennen, bei denen zu prüfen sein wird, ob Ergänzungen und Aktualisierungen notwendig sind.
Normung benötigt aktuelle und repräsentative Daten
Dass die Daten auf derart viele Normen verteilt sind, ist eines der Hauptprobleme, das die Studie benennt: Dieser Umstand führt dazu, dass die Daten, etwa hinsichtlich der Erhebungsmethoden und der einbezogenen Population, nicht immer vergleichbar und teilweise widersprüchlich sind.
Ein weiteres Problem ist die Aktualität der Daten. Neuere Angaben größeren Umfangs finden sich nur in einer nationalen Norm (DIN 33402 mit Angaben aus den Jahren 1999-2002), die sich ausschließlich auf die „bundesdeutsche Wohnbevölkerung“ bezieht. Bei den Gruppen „europäische Bevölkerung“ und „Weltbevölkerung“ gibt es keine konkreten Angaben zum Erhebungszeitraum – vermutlich stammen die Daten bereits aus den Jahren 1965-1985.
Aus diesen Erkenntnissen werden folgende Empfehlungen abgeleitet, wie das Normenwerk im Bereich der Anthropometrie noch verbessert werden kann:
Der vollständige KAN-Bericht 44 ist abrufbar unter www.kan.de (Webcode D3045) und kann kostenlos bei der KAN-Geschäftsstelle bestellt werden.
Dr. Anja Vomberg
vomberg@kan.de