KANBrief 4/10
In den vergangenen drei Jahren herrschte bedingt durch die Anpassung von mehr als 600 harmonisierten Normen an die neue Maschinenrichtlinie Hochkonjunktur in der europäischen Sicherheitsnormung. Dank der außerordentlichen Anstrengung aller beteiligten Akteure konnte diese Herausforderung erfolgreich bewältigt werden. Nach dieser Phase steht für die Technischen Komitees (TCs) im CEN nun eine Reihe von weiteren Aufgaben an.
Im Sektor Maschinensicherheit des CEN wurden frühzeitig die Vorraussetzungen geschaffen, um die Anpassung der harmonisierten Normen zügig bewältigen zu können. Zwar hielt sich der inhaltliche Anpassungsbedarf aufgrund der nur geringen Modifikationen bei den grundlegenden Anforderungen der 2006/42/EG in Grenzen. Trotzdem war wegen der komplexen Verknüpfung zwischen den grundlegenden Anforderungen der Richtlinie und den Normeninhalten nahezu für jeden Fall eine Einzelprüfung erforderlich.
Praktische Realisierung bei CEN
Die praktische Umsetzung in den TCs von CEN erfolgte ab 2007. In Abhängigkeit von der Anzahl der anzupassenden Normen, dem inhaltlichen Anpassungsbedarf und den zur Verfügung stehenden Experten wurden speziell konzipierte Verfahren zur Überprüfung und Anpassung genutzt:
Status zum Stichtag
Seit dem 29. Dezember 2009 ist ausschließlich die neue Maschinenrichtlinie anzuwenden. Bis zu diesem Stichtag war die Anpassung bereits bei 80 % der Normen abgeschlossen: Die Europäische Kommission hat am 18. und 29. Dezember 2009 im Amtsblatt der EU insgesamt 484 harmonisierte Normen zur 2006/42/EG aufgelistet. Davon kamen 460 aus dem Verantwortungsbereich von CEN. Mit der letzten Veröffentlichung im Amtsblatt der EU am 20. Oktober 2010 hat sich die Zahl auf 601 (davon 561 von CEN) erhöht. Der Prozess der operativen Anpassung von Normen an die neue Richtlinie kann damit als abgeschlossen betrachtet werden.
Zukünftige Aufgabenschwerpunkte
Die TCs im Sektor Maschinensicherheit des CEN können ihren Schwerpunkt nun wieder auf die Revision bestehender beziehungsweise die Erarbeitung dringend benötigter neuer Normen richten. Besonderes Augenmerk wird auf die Revision solcher Normen gelegt, die aufgrund eines Formellen Einwands bisher nicht oder nur mit Einschränkungen als harmonisierte Norm zur 2006/42/EG im Amtsblatt der EU genannt sind.
Eine zunehmende Anzahl von TCs strebt über einen parallelen Prozess mit ISO (Wiener Vereinbarung) eine internationale Harmonisierung an – wobei bestehende Europäische Normen als Grundlage dienen sollen.
Soweit noch nicht erfolgt, müssen die maschinenspezifischen Typ-C-Normen im Hinblick auf das Thema „Sicherheit von Steuerungen“ überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden. Als Grundlage hierfür dienen existierende Typ-B-Normen, insbesondere die EN ISO 13849-1 (Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen).
Grundsätzlich zeichnet sich ab, dass sich die TCs zukünftig neben der Arbeitssicherheit auch anderen Themen wie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz stellen müssen. Aufgrund von Mandaten der EU-Kommission zur Richtlinie „Energierelevante Produkte“ (2009/125/EG) besteht bereits für bestimmte TCs konkreter Handlungsbedarf. Die Herausforderung für die Normung wird insbesondere darin bestehen, die unterschiedlichen Vorgaben aus den einzelnen Regelungsbereichen durch konsistente Spezifikationen in den Produktnormen zu konkretisieren.
Dr. Gerhard Steiger
Gerhard.Steiger@vdma.org