KANBrief 3/16

Das IPA – Forschung für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

Arbeitsmedizinische Forschung hat in den letzten Jahrzehnten sehr viel dazu beigetragen, Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu minimieren. Ziel der Arbeit des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) ist die nachhaltige Umsetzung von praxisrelevanten Forschungsergebnissen, um so Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz effektiv und dauerhaft zu fördern.

Das IPA ist als Institut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung gleichzeitig Forschungsinstitut der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Es hat rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Fachdisziplinen: Medizin, Toxikologie, Statistik/Epidemiologie, Chemie, Physik, Ingenieurwissenschaften, Psychologie und Biologie.

Einmaliges umfassendes Forschungskonzept

Ziel der Arbeit ist es, die Prävention von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen zu unterstützen. Das IPA steht dazu mit den Unfallversicherungsträgern in einem kontinuierlichen Dialog, um Fragestellungen aus der betrieblichen Praxis aufzugreifen und Forschungsergebnisse zu generieren, die als Lösungen in der Praxis umgesetzt werden können.

Die Forschung des IPA bezieht sich auf sämtliche Erkrankungen, die beim Menschen am Arbeitsplatz auftreten können. Die Forschungsschwerpunkte sind entsprechend breit aufgestellt, bei gleichzeitig hohem wissenschaftlichem Qualitätsanspruch. Im besonderen Fokus stehen Untersuchungen zu gesundheitlichen Effekten von verschiedenen Gefahrstoffen und deren Kombinationswirkungen beim Menschen. Das Forschungsprofil des Instituts umfasst Erkrankungen durch chemische, biologische und physikalische Belastungen, Krebserkrankungen und deren Früherkennung, Allergien, Atemwegserkrankungen bis hin zu Haut- und neurodegenerativen Erkrankungen. Auch die gesundheitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit oder die psychomentalen Beeinträchtigungen durch Gefahrstoffe mit starker Geruchswirkung werden erforscht.

Durch die enge Verzahnung seiner fünf Kompetenz-Zentren Medizin, Toxikologie, Allergologie/Immunologie, Epidemiologie und Molekulare Medizin ist das IPA in der Lage, Studien zur Untersuchung von gesundheitlichen Effekten beim Menschen direkt an Arbeitsplätzen qualitätsgesichert durchzuführen, um komplexe Ursachenzusammenhänge aufzuklären. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Unfallversicherungsträgern, Betrieben und Versicherten. Darüber hinaus verfügt das IPA mit dem Expositionslabor über die Möglichkeit, Arbeitsplätze unter standardisierten Expositionsbedingungen zu simulieren. Hier werden mögliche gesundheitliche Effekte von definierten, am Arbeitsplatz zulässigen Konzentrationen von Gasen, Aerosolen und Stäuben unter standardisierten Bedingungen untersucht.

Zusätzlich können in In-vitro-Studien an Zellkulturen Befunde aus humanbasierten Studien differenzierter untersucht und Ursachenzusammenhänge aufgeklärt werden. Im Gegenzug können In-vitro-Studien Hinweise auf mögliche Risiken beim Menschen geben, die dann epidemiologisch überprüft werden.

Beispiele aktueller Projekte

  • Für die Festlegung von Grenzwerten für Stäube und Nanopartikel an Arbeitsplätzen fehlen bislang belastbare Humandaten. Das IPA führt Kurzzeit-Inhalationsexperimente durch, um Dosis-Wirkungsbeziehungen aufzuklären, die als Grundlage für verlässliche MAK-Grenzwerte (Maximale zulässige Konzentration eines Stoffes am Arbeitsplatz) dienen können.
  • Die Beteiligung von Nachtschichtarbeit an der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, psychischen Störungen und Krebs wird in einer seit 2010 laufenden Studie erforscht. Hierzu werden Faktoren wie Schlafqualität, Lichteinflüsse und Konzentrationsfähigkeit sowie Stoffwechselprodukte und Hormone untersucht.
  • Aufbau einer Probenbank, in der prospektiv und systematisch Proben (Blut, Gewebe, Urin, DNA …) sowie zusätzlich Daten zu Probanden und Proben einschließlich der individuellen Expositionslevel erfasst werden. Die Daten stehen (international) für die weitere Forschung zur Verfügung.
  • Etablierung analytischer Methoden zum Biomonitoring der Exposition

Forschungsergebnisse in die Praxis transferieren

Entscheidender Ausgangspunkt der Arbeit des IPA ist die Umsetzbarkeit von Forschungsergebnissen in die betriebliche Praxis. Die breite Positionierung der Wissenschaftler des IPA in den verschiedensten Gremien gewährleistet, dass die Forschungserkenntnisse und Expertise in die vielfältigsten Regelungen und Normen des Arbeitsschutzes einfließen.

Prof. Dr. Thomas Brüning
bruening@ipa-dguv.de