KANBrief 4/18
DIN unterhält Kooperationen mit zahlreichen Normungsorganisationen in der ganzen Welt. Eine gute Vernetzung auf europäischer und internationaler Ebene ist wichtig, um Erfahrung und Know-how zu bündeln und Interessen auf globalen Märkten besser vertreten zu können.
Globalisierung und Digitalisierung führen zu tiefgreifenden Veränderungen, die sämtliche Bereiche des Lebens betreffen. Wir sind alle mit diesen Themen konfrontiert, und so gilt auch für die Normung, sich ständig weiterzuentwickeln und die auf sie zukommenden Herausforderungen vorausschauend anzugehen. Die Fragen, die uns bei DIN in diesem Zusammenhang bewegen, sind: Welche neuen zukunftsweisenden Themen greifen wir in der Normung auf? In welchen Formaten und Konstellationen werden wir künftig national, europäisch und international zusammenarbeiten?
Grundsätzlich ist die Arbeit von DIN europäisch und international ausgerichtet. Etwa 90 Prozent aller Normprojekte haben einen europäischen oder internationalen Hintergrund. So wird in Europa der gemeinsame Binnenmarkt durch die Normung entscheidend gestärkt. Einheitliche europäische Normen und Standards leisten einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit von Arbeitnehmern und Verbrauchern und sind die Voraussetzung dafür, dass der Binnenmarkt überhaupt funktionieren kann.
Internationale Normen sind ein wichtiges Instrument der Wirtschaft, um den weltweiten Handel zu fördern und zu erleichtern. Ein wesentliches Ziel aller Aktivitäten von DIN ist es, einen Beitrag zum Abbau von technischen Handelshemmnissen zu leisten. Dieses Bestreben wurde auch in der Deutschen Normungsstrategie als Mission formuliert: „Normung und Standardisierung in Deutschland dienen Wirtschaft und Gesellschaft zur Stärkung, Gestaltung und Erschließung regionaler und globaler Märkte.“
Für eine Exportnation wie Deutschland sind weltweit akzeptierte, einheitliche Normen und Standards von besonderer Bedeutung. Im Interesse der deutschen Wirtschaft pflegt DIN daher gute Beziehungen und enge Kooperationen mit zahlreichen Normungsorganisationen weltweit, etwa in den USA und China. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt aktiv bilaterale Normungskooperationen mit strategisch wichtigen Partnerländern, um Exportmärkte für die deutsche Wirtschaft zu sichern.
In jüngster Zeit wurden die engen freundschaftlichen Beziehungen zwischen DIN und der japanischen Normungsorganisation Japan Standards Association (JSA) in zahlreichen Begegnungen neu belebt. Bei einem Besuch einer sechsköpfigen Delegation bestehend aus Vertretern von JSA und dem japanischen Wirtschaftsministerium METI im November 2017 bei DIN wurde rasch deutlich, dass es auf beiden Seiten viele Übereinstimmungen bei Arbeitsabläufen und Herangehensweisen gibt. Im Juni 2018 haben daher DIN, DKE und JSA in Berlin eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Im Rahmen der internationalen Normungsarbeit von ISO und IEC planen die drei Organisationen, bei ausgewählten Themen zukünftig enger zusammenzuarbeiten und sich bei neuen Normungsprojekten gegenseitig zu unterstützen. Eine bessere Vernetzung bietet vielfältige Chancen, Wissen auszutauschen, voneinander zu lernen und neue Perspektiven aufzuzeigen.
Von besonderem Interesse bei der deutsch-japanischen Zusammenarbeit sind derzeit die Themenfelder Dienstleistungen (Service Excellence) sowie der demographische Wandel unserer Gesellschaften (Active Assisted Living/Ageing Societies). Japan und Deutschland sind im Hinblick auf die Alterung und den Rückgang der Bevölkerung vor ähnliche Herausforderungen gestellt. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch die Wirtschaft beider Länder.
Darüber hinaus ist von japanischer Seite geplant, DIN SPEC (PAS) zu übernehmen und mit DIN an gemeinsamen Spezifikationen zu arbeiten. Hierbei handelt es sich um Konsortialstandards, die innerhalb weniger Monate in kleinen Arbeitsgruppen erstellt werden, nicht der Konsenspflicht unterliegen und sich insbesondere für innovative Bereiche eignen.
Für die Normung ist die deutsch-japanische Kooperation von großer Bedeutung, da Japan nach China der wichtigste Wirtschafts- und Handelspartner für Deutschland in Asien ist.
Maria Albert