KANBrief 4/20
Persönliche Schutzausrüstung, Alltagsmasken, Arbeitsschutzstandard… Mit der Coronavirus-Pandemie tauchten in der betrieblichen Praxis viele neue Fragen auf. Mit welchen Maßnahmen und Schutzeinrichtungen können Beschäftigte am Arbeitsplatz geschützt werden? Wir haben aus der Vielzahl der Quellen einige Informationen rund um das Thema Corona und Arbeitsschutz zusammengestellt.
Grundlegend für die Maßnahmen des Arbeitsschutzes in der aktuellen Pandemie ist in Deutschland die am 20. August 2020 veröffentlichte staatliche SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel. Sie konkretisiert den bereits Mitte April 2020 herausgegebenen SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard und schafft eine bundesweit einheitliche rechtliche Grundlage zum Infektionsschutz in den Betrieben und Einrichtungen. Wenn diese die in der Arbeitsschutzregel vorgeschlagenen technischen, organisatorischen und personenbezogenen Schutzmaßnahmen umsetzen, können sie davon ausgehen, rechtssicher zu handeln. Gleichwertige oder strengere Regeln, zum Beispiel aus der Biostoffverordnung oder aus dem Bereich des Infektionsschutzes, müssen weiterhin beachtet werden.
Hilfreiche Informationen finden sich auch bei weiteren staatlichen Einrichtungen. So stellt das Robert-Koch-Institut neben zahlreichen grundlegenden Informationen zum Coronavirus konkrete Vorgaben zu Teststrategien für Patienten und Arbeitnehmer im medizinischen Bereich bereit. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gibt Antworten auf häufige Fragen zu Themen wie Laboratorien, Schutzausrüstungen, Lüftung oder besonderen organisatorischen Maßnahmen.
Neben dem Staat stellen die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung die zweite Regelungsebene für den Arbeitsschutz dar. Auf Corona-Sonderseiten bieten sie ausführliche Darstellungen und zahlreiche branchenspezifische Informationen (Schutzmaßnahmen, Verhalten, Reinigungs- und Desinfektionspläne, Muster-Gefährdungsbeurteilungen etc.). Die Dokumente orientieren sich am Arbeitsschutzstandard des BMAS, sind jedoch konkret an den Bedürfnissen einzelner Branchen ausgerichtet. Viele dieser neuen Regeln, Hinweise, Unterweisungskarten oder FAQs sind bereits veröffentlicht oder in Kürze verfügbar, in Einzelfällen sogar mehrsprachig.
Ein großer Vorteil der praxisbezogenen Publikationen ist, dass sie kurzfristig an die mitunter sehr dynamische Entwicklung des Infektionsgeschehens angepasst werden können. Sie sind zwar nicht rechtsverbindlich, unterstützen jedoch die Betriebe und Einrichtungen bei der gesetzlich geforderten Gefährdungsbeurteilung.
Die DGUV bündelt als Spitzenverband die Angebote der Unfallversicherungsträger und veröffentlicht weitere Hilfestellungen und Informationen zum Coronavirus, z.B. für Bildungseinrichtungen, sowie einen FAQ-Katalog. In einer Publikationsdatenbank finden sich Veröffentlichungen der DGUV und ausgewählte Dokumente der Unfallversicherungsträger (Lüften, PSA, psychische Belastungen etc.).
Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften bieten ebenfalls Hilfestellungen zum praktischen Umgang mit der Pandemie. Beispiele sind die Covid-19-Informationen für Unternehmen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) oder die detaillierte Handlungshilfe zur Corona-Prävention im Betrieb der IG Metall.
Während der Corona-Pandemie stellen die nationalen Normungsorganisationen in Europa zahlreiche Normen kostenfrei zur Verfügung, etwa für medizinische Ausrüstung, PSA, Krankenhausreinigung und zu Beatmungsgeräten. Ziel ist es, Unternehmen zu unterstützen, die ihre Produktion auf die benötigten Produkte umstellen wollen. Auch die internationale Normungsorganisation ISO stellt eine Reihe von internationalen Normen frei zur Verfügung.
Zudem sind zahlreiche Normungsprojekte angelaufen oder vorgeschlagen, die mit der Pandemie in Zusammenhang stehen (Auswahl siehe Tabelle).
Michael Robert Sonja Miesner
Dokument | Thema | Status |
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ISO PAS 45005 | Sicheres Arbeiten in der COVID-19-Pandemie – Leitfaden für Organisationen | Arbeitsentwurf |
CEN CWA 17553 | Alltagsmasken: Mindestanforderungen, Prüfmethoden, Gebrauch | Überführung in Vornorm (CEN/TS) |
DIN/TS | Temporäre medizinische Einrichtungen | In Bearbeitung |
ISO 7101 | Qualitätsmanagementsystem im Gesundheitswesen | Vorschlag angenommen |
DIN SPEC 91451 | Hygieneleitfaden für Veranstaltungen und Messen im Falle einer Pandemie | Start 11/2020, Fortführung umstritten |
DIN SPEC 91448 | Leitfaden für den Betrieb eines Gaststätten- und Hotelgewerbes im Pandemiefall | Schlussentwurf Frühjahr 2021 |
ISO 5258
| Standardprotokoll für Teststationen für Autofahrer | Arbeitsentwurf |
ISO 5472 | Standardprotokoll für Teststationen für Fußgänger | Vorschlag angenommen |
EN ISO 41017 | Facility management – Notfallmanagement für die Epidemieprävention | In Bearbeitung |
ISO/NP TS 5798 | Erkennung von SARS-CoV-2 durch Nukleinsäure-Amplifikationsverfahren | In Bearbeitung |
DIN SPEC | Schutzmaske mit aktiver Sterilisierungsfunktion mittels UV-C-LED-Strahlung | Projekt abgelehnt |
ISO/IWA 38 | Medizinische Noteinrichtungen für infektiöse Atemwegserkrankungen | Vorschlag angenommen |
Diverse | Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Reparaturfähigkeit und Nachhaltigkeit von PSA, Medizinprodukten, Textilien etc. | Initiiert von EU-Kommission, Small Business Standards (SBS), Sektor-Forum PSA |