Pilotphase für European Agile Specifications

vier aufeinandergetürmte Holzwürfel mit dem Wort INFO ©Maks_Lab - stock.adobe.com

In den letzten Jahren wurde die Normung zunehmend dafür kritisiert, zu langsam auf technologische Entwicklungen zu reagieren. Insbesondere bei schnelllebigen Technologien wollen die europäischen Normungsorganisationen daher Normungsprozesse beschleunigen und neue Formate entwickeln, die flexibler und “agiler” sind als die klassischen Normungsprodukte (z. B. EN, TS).

Ergebnis einer CEN/CENELEC Task Group „Future-proof standardization process and deliverables“ ist die Entwicklung eines neuen Normungsprodukts: European Agile Specification (EAS). Künftig könnte die letztlich entstehende Dokumentenart bei Projektstart grundsätzlich offengelassen werden. Nach der Erarbeitung des Entwurfs stimmt das TC dann darüber ab, ob dieser als EAS veröffentlicht wird oder mit der Erarbeitung einer Europäischen Norm nach dem bewährten Verfahren fortgefahren wird. Möglich ist auch, dass das Dokument an die Arbeitsgruppe zurückverwiesen wird, die dann über eine etwaige Aktualisierung oder Einstellung des Projekts entscheidet. 

Im Unterschied zu Europäischen Normen müssen die CEN-/CENELEC-Mitglieder EAS nicht zwingend in das nationale Normenwerk übernehmen und entgegenstehende nationale Normen zurückziehen. EAS dürfen jedoch nicht mit bestehenden europäischen Normen im Widerspruch stehen. Sie müssen mindestens auf Englisch verfügbar sein.

Die EAS befindet sich bis Oktober 2026 in einer Pilotphase, in der ausgewählte TCs das neue Format testen sollen. Der Europäischen Kommission wird das Verfahren kurzfristig vorgelegt. Es bestehen noch offene Fragen, unter anderem, ob das Format angenommen wird und ob EAS durch die Kommission als mögliche Alternative zu EN für die Listung im Amtsblatt und das Auslösen der Vermutungswirkung herangezogen werden könnten. Die KAN sieht diese Entwicklung kritisch und plant, entsprechend gegenüber den Normungsorganisationen und der Europäischen Kommission Stellung zu nehmen.