Barbara Bonvissuto, Direktorin für „Ökosysteme III: Konstruktion, Maschinen und Standardisierung“ der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (GROW) der EU-Kommission berichtete von den Herausforderungen, denen sich das europäische Normungssystem derzeit stellen müsse und der geplanten Überarbeitung der Normungsverordnung (EU) Nr. 1025/2012.
Sie erläuterte, dass in den nächsten drei Jahren mehr als 1000 technische Standards in verschiedensten Bereichen benötigt würden, um den grünen und digitalen Wandel zu vollziehen. Auch der geopolitische Wettbewerb in der internationalen Normung wirke sich auf Bereiche aus, die kritisch zur Wahrung von europäischen Werten und wirtschaftlichen Interessen der EU seien. Der Normerarbeitungsprozess sei nach wie vor zur langsam, die gesellschaftliche Beteiligung und Inklusivität unzureichend. Die Kommission sei außerdem weiterhin mit der Herausforderung konfrontiert, das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Zugang zu harmonisierten Normen aus 2024 umzusetzen.
Zu den Aktivitäten des High Level Forum on European Standardisation (HLFS) erklärte Barbara Bonvissuto, dass das Forum derzeit 16 sektorale Workstreams eingerichtet habe. Im Rahmen des letzten Treffens am 29. Januar 2025 sei übereinstimmend anerkannt worden, dass die EU bei ihrem Vorgehen im Bereich der Normung ehrgeiziger sein müsse und eine koordinierte Anstrengung aller Interessengruppen erforderlich sei. Darüber hinaus sei ein Vorschlag unterbreitet worden, eine neue Agentur zu schaffen. Diese solle sich auf Normen in Schlüsselbereichen, wie KI, Cybersicherheit, Energiewende oder Quantum konzentrieren und in diesen Bereichen verfügbares Fachwissen zusammenführen.
Im kürzlich veröffentlichten Kompass für Wettbewerbsfähigkeit ist die Überarbeitung der Normungsverordnung als eine der Leitinitiativen aufgeführt. Die Direktorin berichtete, dass die Ergebnisse der in 2024 erfolgten Evaluation der Verordnung voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 als Arbeitsdokument veröffentlicht würden. Die Evaluation hätte bereits erste Erkenntnisse geliefert und verschiedene Problembereiche im Hinblick auf die Geschwindigkeit, die Inklusivität und die Innovation des Europäischen Normungssystems identifiziert. Die Kommission werde nach Abschluss der Evaluation einen vollständigen Überarbeitungsprozess, inklusive einer Folgenabschätzung, unter Einbeziehung der Interessengruppen gemäß den Vorschriften für eine bessere Rechtsetzung einleiten.
Der IMCO-Ausschuss bat die Kommission darum, nach Abschluss der Evaluation über die nächsten Schritte im Hinblick auf die Überarbeitung der Normungsverordnung erneut zu berichten