KANBrief 1/16

DIN-Strategie 2016 – eine Weichenstellung für die Zukunft

Das deutsche Normungssystem ist in vielen Bereichen Vorreiter und Vorbild für andere Länder. Ziel muss es sein, diese starke Stellung zu erhalten. Damit DIN die Bedürfnisse der Wirtschaft auch in Zukunft bestmöglich bedienen kann, werden mit der Deutschen Normungsstrategie 2020 (DNS 2020) die Weichen für die Zukunft gestellt. Ein erster Schritt auf diesem Weg ist die DIN-Strategie 2016, die sechs wesentliche Ziele verfolgt.

1. KITE und DIN SPEC

Normung und Standardisierung müssen noch stärker als bisher genutzt werden, um die Marktfähigkeit innovativer Themen zu beschleunigen und die Technikkonvergenz, d. h. das Zusammenwachsen unterschiedlicher technischer Bereiche, zu fördern. Ziel ist es, zum Nutzen der jeweiligen Branchen frühzeitig und systematisch konvergente innovative Themen zu entwickeln (KITE). Neue Normen und Spezifikationen (DIN SPEC) werden aktiv angeregt. Aktuell sind die Projekte Biotechnologie, Industrie 4.0, Smart Cities, Energiewende und Logistik in Bearbeitung.

Die Normung der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) muss bei DIN mit den Anwendungsdisziplinen vernetzt werden, damit deutsche Spitzentechnologie weltweit zum Standard wird.

2. DIN International

In seinem Netzwerk verbindet DIN alle relevanten Akteure der Normung, d. h. Industrie, Forschung, Verbände, Politik und Sozialpartner. DIN öffnet damit der deutschen Wirtschaft, insbesondere auch dem deutschen Mittelstand, und der Wissenschaft Einfluss auf die europäische und internationale Normung.

3. Partnerschaft von DIN und öffentlicher Hand

DIN führt als Selbstverwaltungsorgan der Wirtschaft seit fast 40 Jahren eine sehr erfolgreiche Partnerschaft mit dem Staat. Beide Seiten profitieren von diesem Modell: Es garantiert, dass die Normung durch die Interessen der Wirtschaft gesteuert und der Staat von diesen Aufgaben entlastet wird, wobei jedoch die öffentlichen Schutzziele wie der Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Normung berücksichtigt werden. Diese Partnerschaft muss gleichberechtigt fortgeführt werden.

4. Qualität und Effizienz der Arbeitsprozesse

Ein besonderes Augenmerk von DIN liegt auf der Qualität der Produkte und der Effizienz der Arbeitsprozesse. Angesichts immer kürzerer Innovationszyklen müssen Normen schnell verfügbar sein. Mit dem Projekt „Normung 18.0“ soll eine Erarbeitungszeit von 18 Monaten für Normen erreicht und eine Null-Fehler-Kultur etabliert werden. Gelingen soll dies durch eine Straffung der internen Prozesse bei DIN, CEN und ISO sowie einen verbindlichen Zeitplan und bessere Arbeitsorganisation in den Gremien. Damit greift DIN eine Vorgabe der EU-Kommission auf, nach der beauftragte Norm-Projekte ab 2020 nur noch finanziell gefördert werden, wenn sie innerhalb von 18 Monaten abgeschlossen werden.

5. Dienstleistungsnormung

Der Dienstleistungssektor leistet mit rund 70 Prozent einen bedeutenden Beitrag zur Bruttowertschöpfung in Deutschland, macht jedoch heute erst 15 Prozent des Gesamtexports aus. Normen und Standards spielen eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, im internationalen Wettbewerb weiter an Marktanteilen zu gewinnen. Die Europäische Kommission hat diese herausragende Bedeutung erkannt und die Förderung der Dienstleistungsnormung in der Verordnung zur europäischen Normung festgeschrieben.

6. Beuth2015

Schwerpunkte des Projektes Beuth2015 sind der Ausbau der digitalen Infrastruktur des Verlags, die Einführung neuer Geschäftsmodelle und ein breiteres Angebot individueller Lösungen für die Kunden. Der Fokus der Neuausrichtung liegt auf den Kernmärkten Bauwesen, Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und Maschinenbau. Zudem wurden neue Potenzialmärkte, z. B. Medizin- und Energietechnik, identifiziert, um attraktive Wachstumsfelder zu besetzen.

Die Grundidee „Normung und Standardisierung in Deutschland dienen Wirtschaft und Gesellschaft zur Stärkung, Gestaltung und Erschließung regionaler und globaler Märkte“ ist heute so gültig wie vor zehn oder hundert Jahren.

Dr. Albert Hövel - Leiter der Technischen Abteilung 1 im DIN
albert.hoevel@din.de