KANBrief 3/11

‘Safer by Design’: Initiative zur konstruktiven Sicherheit nimmt alle Zulieferer in die Pflicht

Eine britische Initiative hat unter dem Titel ‚Safer by Design’ Konstruktionsleitlinien entwickelt, die die Sicherheitslücke zwischen Herstellern und Betreibern von mobilen Maschinen für die Gesteinsgewinnung und -verarbeitung schließen, die auf Beschluss des Vorstands 2010 als Projekt des Europäischen Gesteinsverbandes (UEPG) bestätigt wurde. Es sind Kernanforderungen erarbeitet worden, die in Ergänzung zu nationalen, europäischen und internationalen Normen den tatsächlichen Stand der Technik darstellen, den die CE-Kennzeichnung eigentlich widerspiegeln sollte.

In vielen Ländern wächst die Erkenntnis, dass das langfristige Ziel für die Sicherheit der Beschäftigten nur darin bestehen kann, die Unfallzahl auf Null zu reduzieren. Dies erfordert neben einer gut geschulten Belegschaft auch, dass sämtliche Elemente der Beschaffungskette sauber ineinander greifen, damit den Beschäftigten Maschinen und Geräte mit hoher konstruktiver Sicherheit bereitgestellt werden.

Erweiterung von www.safequarry.com

2009 wurde www.safequarry.com, die internationale Arbeitsschutzwebsite der Steine-und- Erden-Industrie, um Seiten zur konstruktiven Sicherheit (‚Safer by Design’) ergänzt. Die neuen Inhalte stützen sich auf Untersuchungen in Deutschland und Großbritannien, nach denen die oftmals schlechte und/oder unzulängliche Konstruktion eine der Hauptursachen für Verletzungen darstellt.

Hanson UK, ein Unternehmen des HeidelbergCement- Konzerns, hatte 550 mobile Maschinen untersuchen lassen, um die wesentlichen Ursachen von Unfällen zu erforschen und Lösungen aufzuzeigen. Die preisgekrönte Studie führte zu einer großangelegten Bestandsaufnahme bei den britischen Unternehmen der Steine-und-Erden-Branche. Sie wurden gebeten, alle Sonderausstattungen aufzulisten, die sie beim Kauf von neuen oder umgebauten mobilen Maschinen angefordert haben, um die CE-gekennzeichneten Maschinen für das Betriebs- und Wartungspersonal sicher zu machen. Die dabei mehrfach genannten Aspekte bilden die Grundlage für die ‚Safer by Design’- Seiten. Sie spiegeln die grundlegenden Bedenken wider, die in der Steine-und-Erden-Branche angesichts der erheblichen Unzulänglichkeiten der CE-Kennzeichnung und europäischer und internationaler Normen mit unzureichendem Arbeitsschutzniveau bestehen.

Kernelemente von ‚Safer by Design

Safer by Design’ enthält unverbindliche Leitlinien für mobile Maschinen und Anlagen. Den Schwerpunkt bilden Schaufellader, Bagger (mit Ketten/Rädern), Planierraupen, Muldenkipper (starr/knickgelenkt) sowie mobile Brech- und Siebanlagen. Die Leitlinien gliedern sich für jede dieser Maschinengruppen in fünf Kategorien: Aufstiege, Sicht, Sicherheit, Wartung sowie Umwelt und Gesundheit.

In jeder Kategorie sind in einem Dokument zahlreiche Anforderungen aufgelistet; für jede Maschinengruppe und -größe ist dabei angegeben, ob die jeweilige Anforderung als ‚Vorbildliche Lösung’, ‚Optional’, ‚Wünschenswert’ oder ‚Nicht zutreffend’ einzustufen ist.

Bezug zu Normen

Safer by Design’ beabsichtigt nicht, mit Normen zu konkurrieren, und soll auch in keiner Weise verpflichtend sein. Den Unternehmen steht es jedoch frei, sich diese strikteren Anforderungen zu eigen zu machen.

Einkäufern wird empfohlen, bei der Beschaffung von mobilen Maschinen und Anlagen den Hersteller oder Lieferanten grundsätzlich zu bitten, zu jeder relevanten Kategorie eine Risikobeurteilung vorzulegen und sich dabei auf die einzelnen Anforderungen der ‚Safer by Design’- Seiten von www.Safequarry.com zu beziehen.

Herausforderung für alle Beteiligten

Das oberste Ziel ‚Null Unfälle’ kann und wird nur erreicht werden, wenn alle Einflussfaktoren, beginnend beim Beschaffungsprozess, berücksichtigt werden. Die Steine-und-Erden-Branche ruft daher alle Beteiligten auf,

• vorbildliche Lösungen auch in Normen einzubringen,

• beim Kauf von neuen oder umgebauten Maschinen die ‚Safer by Design’-Anforderungen zu berücksichtigen,

• Maschinen wenn möglich nachzurüsten und dazu die ‚Safer by Design’-Seiten als Checklisten zu nutzen,

• Wissen und Erfahrungen auszutauschen, um Verletzungen von Betriebs- und Wartungspersonal zu vermeiden.

Die Regelsetzer im Arbeitsschutz sollten jede ernsthafte Initiative aktiv und öffentlich unterstützen, die zur Vermeidung von Todesfällen, Unfällen und Krankheiten am Arbeitsplatz und somit zur ‚Vision Null’ beiträgt. ‚Safer by Design’ ist ein Beispiel einer solchen Initiative: Einfluss zu nehmen auf die Konstruktion von Maschinen ist schlichtweg unabdingbar.

Martin Isles
martin.isles@mineralproducts.org